So schön die Karosserie eines Autos auch gezeichnet ist, der Unterboden darf nicht vergessen werden. Auch wenn ein Auto in frischer Politur nur so glänzt, kann es rettungslos kaputt sein. Durchgerostete Unterböden sind das K.O.- Kriterium bei der Hauptuntersuchung Nr. 1. Das einzige, was dauerhaft gegen Rostschäden an den Radhäusern, den Schwellern und dem Bodenblech hilft, sind Hohlraumversiegelung und Unterbodenschutz. Leider sind beide Maßnahmen nicht von Dauer und müssen besonders bei älteren Fahrzeugen regelmäßig überprüft werden.
Unheilige Kombination
Autos bestehen auch heute noch zum größten Teil aus Stahlblech. Kein anderes Material bietet ein ähnlich günstiges Verhältnis aus Kaltverformbarkeit und Festigkeit bei vertretbarem Preis. Der Wermutstropfen beim Stahlblech ist der hohe Anteil von Eisen. Zusammen mit Feuchtigkeit – und schlimmstenfalls Salz – fängt Eisen an zu rosten. Wenn diesen nicht früh genug bemerkt und entfernt wird, setzt sich der Rostfraß immer weiter fort.
Unterbodenschutz hilft – aber nicht dauerhaft
Unterbodenschutz ist ein bitumenhaltiges, pastöses Schutzmittel, mit dem das Blech hervorragend versiegelt werden kann. Neue Autos sind heute in der Regel ab Werk mit einem vollständigen Schutzbezug ausgestattet, der mehrere Jahre halten sollte. Unterbodenschutz wird mit einer Dicke von ca. 1/2 Millimeter aufgetragen. Das gummiartige Material fängt auch Schläge von Splitt und Steinchen gut ab und verkratzt nicht. Jedoch trocknet Unterbodenschutz allmählich aus. Nach spätestens acht Jahren sollte der Schutzanstrich deshalb gründlich untersucht werden. Wenn er Risse bekommen hat oder sogar abblättert, muss schnell gehandelt werden.
Rostfalle alter Unterbodenschutz
Das Problem mit altem Unterbodenschutz ist, dass er die Feuchtigkeit regelrecht einsperren kann. Wenn Salzwasser zwischen der Paste und dem Blech einsickert, kann es nicht mehr entweichen. Auf Blech stehendes Wasser erzeugt zwangsläufig einen Rostschaden. Alter Unterbodenschutz ist deshalb das Gegenteil von seinem ursprünglichen Zweck – statt vor Korrosion zu schützen, begünstigt der Schutzanstrich die Rostbildung.
Unterbodenschutz erneuern und ausbessern
Es hilft daher wenig, alten Unterbodenschutz einfach mit neuem Sprühbitumen auszubessern. Um dauerhaft sie Unterseite seines Autos gegen Rostfraß zu schützen, muss der alte Unterbodenschutz entfernt werden. Die schlechte Nachricht ist: Das ist recht mühsam oder teuer. Die gute Nachricht ist jedoch, dass nur die wirklich schadhaften Stellen überarbeitet werden müssen. Häufig sind dies die Spitzen der Schweller oder die Radhäuser. Die Flächenversiegelung in der Fahrzeugmitte bleibt hingegen meistens ein Autoleben lang unbeschädigt.
Verfahren für die Entfernung von Unterbodenschutz
Für das Entfernen von Unterbodenschutz kommen drei Verfahren in Betracht:
1. Manuelles Entfernen mit Spachtel und Bürste
2. Abflämmen
3. Strahlverfahren
![]() |
![]() Das Abflämmen ist bei manchen Hardcore-Schraubern gang und gäbe. Wir möchten aber dringend von diesen Feuerspielchen abraten. Allzu leicht setzen Sie mit dieser Methode erst das Auto und dann ihre ganze Werkstatt in Brand. |
Schließlich sind die Strahlverfahren beim Entfernen von Unterbodenschutz ein beliebter Weg. Hier gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Ansätze: Abrasive und nicht-abrasive Verfahren.
|
Den Rost entfernen
Bevor der neue Unterbodenschutz aufgetragen werden kann, müssen noch einige Vorarbeiten erledigt werden. Dazu gehört vor allem, den vorhandenen Rost vollständig zu entfernen. Mit Spachtel und Bürste kommt man schon recht weit, jedoch erwischt man damit nur den lösbaren Oberflächenrost. Mit einem Winkelschleifer kann man zwar gut in die Tiefe gehen, jedoch trägt man damit immer auch gesundes Material ab. Wir empfehlen deshalb hier den Einsatz von Rostumwandler. Dieser wird einfach mit einem Pinsel aufgetragen und wirken lassen. Wenn der rötliche Rost zu einem schwarzen Schmierfilm geworden ist, kann er einfach mit einem Lappen weg gewischt werden. Rostlöcher lassen Sie natürlich professionell zuschweißen.
Ganz wichtig: Entfetten und Abdecken
Beim Unterbodenschutz gilt das gleiche, wie bei jeder Beschichtung von Blech auch: Vor jedem Anstrich kommt das Entfetten. Hierzu hat sich Silikonreiniger als das am besten geeignete Material etabliert. Es wird flächig aufgetragen, wirken lassen und abgewischt. Danach darf man die Karosserie aber nicht mehr berühren. Auch herum Sprühen mit WD-40 oder Kriechöl ist jetzt verboten, sonst können Sie den Entfettungsvorgang gleich wiederholen.
Alle beweglichen und heißen Bauteile dürfen NICHT mit Unterbodenschutz eingesprüht werden. Darum empfiehlt es sich, die Lenkmechanik und den Auspuff mit Zeitungspapier abzukleben. Die Lenkmechanik kann durch Unterbodenschutz in der Beweglichkeit eingeschränkt werden. Unterbodenschutz auf dem Auspuff wird eine Brandgefahr. Darum, unbedingt darauf achten, dass hier nichts passieren kann! Kleben Sie auch den Schweller von außen bis ca. zur Hälfte ab. Hier gehört ebenfalls Unterbodenschutz hin.
Neuer Unterbodenschutz
Wenn der Unterboden wirklich bis aufs nackte Blech herunter gestrahlt bzw. geschliffen wurde, sollte es vorher mit einer Sprühgrundierung versiegelt werden. Damit haftet auch der Unterbodenschutz besser. Die Grundierung wird einfach aufgesprüht und trocknen lassen.
Der Unterbodenschutz wird heute in praktischen Sprühflaschen geliefert. Dieser wird so auf das Blech gesprüht, dass eine ca. 0,5 Millimeter starke Schicht entsteht. Viel hilft hierbei nicht viel – je dicker die Schutzschicht ausgebildet wird, desto mehr wird eigentlich nur verschwendet. Der neue Schutzanstrich benötigt ca. 4 Stunden Trocknungszeit. Danach können Sie die Abklebung entfernen. Die Außenseite des Schwellers können Sie anschließend in Wagenfarbe überlackieren. Unterbodenschutz ist so ausgelegt, dass er nach dem Aushärten überstrichen werden kann.
Foto: Minerva Studio, Mark_KA, Ronald Sumners, santol, wavebreakmedia, eggeegg, iurii, Marijus Auruskevicius / shutterstock.com