Die Bremsen sind die wichtigste Baugruppe eines Autos. Es ist viel wichtiger, dass ein Auto kontrolliert verzögert, als dass es fährt. Ohne funktionierende Bremsanlage ist der Betrieb eines Fahrzeugs für sich selbst und andere lebensgefährlich. Ein Ruckeln oder Lenkradflattern während des Bremsvorgangs ist deshalb ein starkes Warnsignal. Dieses darf man keinesfalls ignorieren, sondern es ist sofortiges Handeln angezeigt. Lesen Sie in diesem Artikel, welche Ursachen dieser Defekt hat und wie man Abhilfe schafft.
Was passiert beim Bremsen?
Jedes moderne Fahrzeug ist mit einer hydraulischen Zweikreisbremsanlage ausgestattet. Beim Tritt auf das Bremspedal wird die Druckkraft im Bremskraftverstärker erhöht und an die Bremsbeläge weitergegeben. Diese fahren zusammen und drücken auf die Bremsscheiben. Diese befinden sich hinter den Rädern.
Die Wirkung einer Bremsanlage ist zu ca. 67% auf die Vorderachse und zu 33% auf die Hinterachse verteilt. Dadurch wird verhindert, dass blockierende Hinterräder das Fahrzeug zum Ausbrechen bringen. Funktionen wie ABS oder ESP erhöhen die Sicherheit beim Bremsen zusätzlich.
Im optimalen Fall verläuft der Bremsvorgang sehr komfortabel und stört das normale Fahrerlebnis nicht. Umso gravierender fällt es auf, wenn mit der Bremsanlage etwas nicht stimmt.
Bremsenflattern: Die üblichen Verdächtigen
Das Flattern einer Bremse tritt in unterschiedlichen Stärken auf. Es beginnt mit einem leicht spürbaren Ruckeln oder nur hörbaren Schleifen.
Im schlimmsten Fall lässt sich Lenkrad beim Bremsvorgang kaum noch festhalten. Je nachdem, wie sich dieser Defekt äußert, lassen sich die Ursachen dafür eingrenzen.
Folgende Symptome können beim Bremsenflattern auftreten: – hörbares, schabendes Geräusch – leichte Ausschläge des Lenkrads – weite Ausschläge des Lenkrads – lautes Schnarren bei spürbarem Rattern – einseitiges Rattern, das bald in ein beidseitiges Rattern übergeht |
Abgenutzte Bremsbeläge
Bei einem schleifenden Geräusch sind mit größter Wahrscheinlichkeit die Bremsbeläge verschlissen. Dann reibt nur noch die Trägerplatte auf die Bremsscheibe. Das Auto muss auf dem kürzesten Weg aber in langsamer Geschwindigkeit in die nächste Werkstatt. Dort müssen zumindest die Beläge erneuert werden.
Bei diesem Schadensbild ist aber in der Regel auch die Bremsscheibe schon in Mitleidenschaft gezogen. Sie ist dann ebenfalls reif für den Austausch.
Verzogene Bremsscheibe
Wenn das Lenkrad nur leicht flattert, ist wahrscheinlich die Bremsscheibe wellig. Dies passiert bei einer Überhitzung. Wenn man beim Bergabfahren nur mit den Bremsen arbeitet, bringt das die Bremsscheiben zum Glühen.
Ab einer bestimmten Temperatur wechselt die Scheibe von der noch harmlosen Rotglut zur Weißglut. Dann wird sie weich und verformt sich bei jedem Tritt auf die Bremse immer weiter. Deshalb sollte man beim Bergabfahren stets die Motorbremse einsetzen. Dazu schaltet man soweit die Gänge herunter, bis das Auto eine gut kontrollierbare Geschwindigkeit hält.
Auch wenn der Motor dabei jault, solange die zulässige Drehzahl nicht überschritten wird, besteht keine Gefahr. Einmal wellig geworden, lässt sich die Bremsscheibe nur noch austauschen. Da bei der Verformung eine große Hitze entsteht, sollte man den gesamten Radbereich auf Schäden untersuchen.
Vor allem Reifen, Schläuche und Kunststoffteile können von einer glühenden Bremsscheibe in Mitleidenschaft gezogen werden.
Lenkradflattern: Fehler am Rad selbst
Wenn das Lenkrad sich beim Bremsen kaum noch festhalten lässt, liegt meistens ein Fehler am Rad vor. Die einfachste Ursache sind lockere Radbolzen. Das Auto wird kontrolliert abgestellt und der Warnblinker angeschaltet.
Nun kontrolliert man die Räder. Lassen sich die Radbolzen per Hand herausdrehen, ist die Ursache gefunden.
Aber Vorsicht! Ein solcher Fehler kann nur zwei Ursachen haben: Unprofessionelle Montage oder Vorsatz! Sofern Sie die Räder nicht selbst montiert und dabei keinen Drehmomentschlüssel verwendet haben, sollten Sie die Kriminalpolizei verständigen!
Starkes Bremsenflattern kann darüber hinaus folgende Ursachen haben: – defekter Stoßdämpfer – defektes Lenkgestänge – gebrochene Spiralfeder – geringer Luftdruck im Reifen – Blasenbildung am Reifen |
In jedem Fall gehört ein Fahrzeug mit diesem Defekt sofort in eine Werkstatt. Falls der Schaden sehr gravierend auftritt, sollte man einen Abschleppwagen rufen.
Lenkradflattern durch Sensorfehler
Ein Fahrzeug ist nur dann lenkfähig, wenn sich die Räder seiner Lenkachse drehen. Sobald sie blockieren, rutscht das Fahrzeug nur noch geradeaus. Auf Glatteis oder auf rutschigem Laub kann dies zu einer gefährlichen Fahrsituation führen. Der Fahrer tritt verzweifelt auf die Bremse und versucht einem Hindernis auszuweichen. Das Fahrzeug hält aber bis zur Kollision unbeirrt darauf zu.
Deshalb wurde schon vor über 40 Jahren das Anti-Blockier-System entwickelt.
Das ABS dient dazu, ein Fahrzeug während einer Vollbremsung lenkfähig zu halten. Dazu löst da automatische Anti-Blockier-System den Bremsdruck in kurzen Abständen und lässt die Räder ein kleines Stück weiterdrehen. Das Auto bleibt lenkfähig und der Fahrer kann auch bei einer Vollbremsung einem Hindernis ausweichen.
Das ABS besteht aus einem kleinen Stahlring und einem Fühler.
- Der Stahlring hat entweder Löcher oder Zähne.
- Er ist an der Antriebswelle angebracht.
- Solange der Fühler ein wechselndes Magnetfeld vom Stahlring registriert, weiß das Steuergerät, dass sich das Rad dreht.
- Sobald das Signal aber gleichbleibt, hält das Steuergerät das Rad für blockiert – und löst die Stotterbremse aus. Dann schlägt das ABS bei jedem Bremsvorgang an.
- Meistens ist ein weggerosteter ABS-Ring die Ursache.
- In selteneren Fällen ist der Sensor selbst betroffen. Beide Defekte lassen sich aber schnell und preiswert beheben.
Abgenutzte Bremsscheiben
Moderne Bremsscheiben sind komplexe Gebilde.
- Sie haben einen doppelwandigen Aufbau.
- In ihrer Mitte haben sie Lüftungskanäle. Während der Fahrt saugt die Bremsscheibe permanent Umgebungsluft an und bläst sie durch diese Kanäle nach außen.
- Dadurch kühlt sie bei jedem Bremsvorgang schnell wieder ab.
- Gekühlte Bremsscheiben haben eine bessere Bremswirkung und eine längere Lebensdauer. Ihre Tendenz zur Wellenbildung ist deutlich geringer als bei nicht gekühlten Bremsscheiben.
Wenn aber die äußeren Schichten der Scheibe ganz abgetragen sind, kommen die Stege der Kühlkanäle zum Vorschein. Dann kratzen diese Stege über die Bremsbeläge, was sich durch ein lautes Rattern bemerkbar macht.
Dieser Defekt ist in Deutschland sehr selten. Normalerweise fällt eine abgenutzte Bremsscheibe lange vorher auf, so dass sie rechtzeitig getauscht werden kann. Hier hilft nur ein sofortiger Austausch von Bremsbelägen und Scheiben.
Kein Fall für die lange Bank
Gleichgültig, welche Ursache das Bremsenflattern auch hat, man darf diesen Defekt keinesfalls ignorieren. Ein leichtes Rattern kann schnell in ein totales Bremsversagen übergehen. Dann drohen lebensgefährliche Situationen.
Der beste Weg, dies zu verhindern, ist eine regelmäßige Inspektion der Bremsanlage. Ein idealer Zeitpunkt dafür ist der Wechsel der Saisonbereifung.
Wenn Sommer- oder Winterreifen montiert werden, liegt die Bremsanlage frei und lässt sich problemlos begutachten. Die meisten Reparaturen sind schnell erledigt. So kommt man am besten ohne Rattern und Flattern beim Bremsen durch das ganze Jahr.
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