Als Autofahrer entwickelt man ein besonders sensibles Gehör für alle Geräusche, die das Fahrzeug produziert. Schließlich kann jedes neue Quietschen, Klappern, Knarzen oder Klopfen das erste Anzeichen für einen kapitalen Schaden sein. Häufig sind es jedoch sehr kleine Ursachen, die ein nerviges Geräusch verursachen. Der Kofferraum-Dämpfer kann sich in diesem Zusammenhang als echten Quälgeist erweisen. Dieser Defekt ist jedoch leicht und preiswert behoben.
Seltsamerweise tritt dieses Phänomen unabhängig von der Preisklasse des Autos auf. Selbst ein 70.000 Euro teures Coupé kann nach wenigen Monaten an dieser Stelle mit dem Knarzen beginnen.
Funktion des Kofferraum-Dämpfers
Der Kofferraum-Dämpfer ist ein Gasdruck-Stoßdämpfer. Er dient dazu, das Anheben der schweren Heckklappe oder des Kofferraumdeckels zu unterstützen.
Er besteht aus den folgenden Bauteilen:
– Kugelgelenke
– Halteclips
– Gasdruckzylinder
– Kolben
Die Kugelgelenke sind mit dem Deckel und der Karosserie gelagert. Ihre runde Form dient dazu, den Dämpfer drehbar zu halten. Damit der Dämpfer nicht aus den Gelenken herausspringt, wird er durch Clips festgehalten. Der Gasdruckzylinder ist mit einem Gas „Vorgespannt„. Das bedeutet, dass er auch bei ganz ausgefahrenem Kolben unter hohem Druck steht. Darum darf man einen Kofferraumdämpfer niemals anbohren.
Das gilt besonders für die Stoßdämpfer an den Rädern. Es besteht sonst eine Verletzungsgefahr, vor allem für die Augen. Der Kolben drückt das vorgespannte Gas beim Einfahren noch weiter zusammen. Gleichzeitig wirkt der Kofferraumdeckel aber wie ein Hebel.Die Hebelkraft des Deckels ist im geschlossenen Zustand größer als die Spannkraft im Gasdruckdämpfer. Die beiden Kräfte sind exakt aufeinander abgestimmt. Der Dämpfer hat nur eine unterstützende Funktion. Er soll keinesfalls den Kofferraum selbsttätig öffnen können.
Damit ist gewährleistet, dass der Deckel geschlossen bleibt, wenn während der Fahrt das Schloss versagt. Erst beim Öffnen verschieben sich die Kraftverhältnisse zwischen Hebelwirkung des Deckels und Spannkraft im Gaszylinder. Ab etwa der Hälfte des Öffnungswinkels hat sich das Verhältnis umgekehrt und die beiden Kofferraum-Dämpfer drücken den Deckel ganz nach oben.
Defekte am Kofferraum-Dämpfer
Der Kofferraum-Dämpfer hält sein Druckgas durch Dichtringe in Position. Diese Dichtungen bestehen aus Gummi, welches mit der Zeit spröde und rissig werden kann. Dann verliert der Dämpfer seine Wirkung.
Man merkt dies recht schnell: das Öffnen des Kofferraums wird spürbar schwerer und der Deckel fällt beim Schließen deutlich kräftiger zu. Außerdem hört man beim Öffnen ein stark saugendes Geräusch – oder überhaupt kein Geräusch mehr. Dann ist es höchste Zeit, den Dämpfer auszutauschen. Das unangenehme Knarzen und Quietschen stammen aber nicht vom versagenden Dämpfer, sondern von den Kugelgelenken.
Ursache von knarzenden Dämpfern
Das Knarzen der Dämpfer entsteht, wenn das Schmierfett in den Kugelgelenken an Gleitfähigkeit verliert. Die Kugelgelenke sind ungeschützt. Staub kann ungehindert eindringen und wird vom Fett gebunden. Ist die Staubmenge zu groß geworden, wird das Fett bröselig und kann seiner Schmieraufgabe nicht mehr nachkommen. Dann reibt Metall auf Metall, was zu dem unangenehmen Geräusch führt.
Nachfetten vor Austauschen
Wenn die Hebefunktion des Dämpfers nicht beeinträchtigt ist, dann muss man ihn auch nicht wechseln. Hier genügt eine ganz einfache, kleine Wartung, um dem Auto seinen Geräuschkomfort zurückzugeben.
Dazu braucht man folgendes Werkzeug:
– Silikonspray und Silikonfett
– Lappen
– Wattestäbchen
– Schlitz-Schraubendreher
– Kantholz
Zum Nachfetten der Kugelgelenke werden die Dämpfer ausgebaut. Man überholt erst die eine Seite, dann die andere.
![]() 2. Sobald ein Dämpfer entfernt ist, hat der verbleibende Dämpfer nicht die Kraft, den Deckel offen zu halten. Das macht das Arbeiten an dieser Stelle sehr unkomfortabel. 3. Mit einem Kantholz oder gekürzten Besenstiel im Kofferraum kann man den Deckel hervorragend abstützen, ohne Schäden im Blech oder im Lack befürchten zu müssen. ![]() 5. Der Dämpfer lässt sich nun bequem seitlich herausziehen. 6. Anschließend sprüht man die Kugelgelenke mit Silikonspray ein und reinigt sie gründlich mit dem Lappen. 7. Danach spült man die Aufnahmen der Kugelköpfe am Dämpfer aus und reinigt diese mit dem Wattestäbchen. 8. Schließlich wird die Aufnahme großzügig mit Silikonfett gefüllt und der Dämpfer wird wieder montiert. 9. Danach ist der zweite Dämpfer an der Reihe. Wenn beide Dämpfer eingebaut sind, sprüht man die Kolbenstange mit Silikonspray ein. 10. Nun öffnet und schließt man den Kofferraum mehrere Male, bis das Geräusch verschwunden ist. |
Falls der Dämpfer defekt war, wird er bei diesem Arbeitsgang einfach gegen ein Neuteil ausgetauscht.Nun braucht man nur noch die Aufnahmen vom überschüssigen Fett zu befreien, dann ist die Arbeit abgeschlossen.
Zusätzliche Arbeiten
Wenn man schon Silikonspray und Fett griffbereit hat, kann man noch ein paar andere Stellen im Kofferraum behandeln.
Der Schnapphaken vom Kofferraumschloss sitzt am Deckel und verdreckt auch sehr gerne. Er wird einfach mit Spray durchgespült und mit dem Lappen wieder gereinigt.
Anschließend fettet man ihn nach und verteilt das Fett durch mehrmaliges Schließen und Öffnen des Deckels. Die Dichtgummis des Kofferraums sollten spätestens nach dem Wechsel auf Winterbereifung mit Silikonspray behandelt werden. Das verhindert ein Zufrieren bei Frost.
Sonst kann es passieren, dass man sich beim zu kräftigen Öffnen des Deckels entweder die Gummis kaputtreißt oder den Griff des Kofferraums beschädigt. Beides sind unnötige und teure Reparaturen, die man mit ein paar Spritzern Silikonspray verhindern kann.
Schließlich kann man noch einen kleinen Kofferraum-Check machen:
– Vollständigkeit vom Bordwerkzeug prüfen.
– Haltbarkeit des Verbandskastens kontrollieren.
– Zustand von Warndreieck und Warnweste checken.
Mit dieser kleinen Kontrolle vermeidet man unnötigen Ärger und Bußgelder bei einer Polizeikontrolle. Außerdem sind diese Punkte relevant für die Hauptuntersuchung. Mit diesen kleinen Checks kann man sich so viel unnötigen Zusatzaufwand sparen.
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