Betrachtet man das Auto aus der Perspektive des Luxusguts und der Leidenschaft an der Fahrfreude, dann kennen die Kosten oft keine Grenzen. Image, Leistung, Ausstattung, Optik – das alles zehrt enorm am Geldbeutel, so dass man schnell etliche zehntausend Euro in sein Fahrzeug investieren kann. Das Problem ist nur – das Geld ist auf Nimmerwiedersehen weg.
An den Wertverlust eines Neuwagens möchte man lieber erst gar nicht denken. Sonst würde jedem schnell klar, was für ein gigantisches Minusgeschäft der Betrieb eines Autos in Wirklichkeit ist. Doch am unteren Ende der Wertskala für Autos tummeln sich immer mehr Fahrzeuge, die einen zweiten Blick wert sind.
Low Budget – Low Risk
Der größte Vorteil, den ein Auto bis 500 Euro bietet, ist das geringe Risiko. Neuwagen verlieren zwischen 30 – 40% an Wert im ersten Jahr. Das sind umgerechnet 3% im Monat. Bei einem Neupreis von 20.000 Euro sind da schon rechnerisch 600 Euro verschwunden, ohne dass man nur einen Meter gefahren ist. In der Realität ist der Wertverlust jedoch progressiv, das heißt, er ist in den ersten Jahren sehr viel höher.
Aber wer mit ein wenig Sachverstand auf die Suche geht, der wird selbst in der untersten Preisschiene etwas finden, aus dem sich etwas machen lässt.
Ein Low Budget Auto für 50 – 500 Euro hat hingegen praktisch keinen Wertverlust mehr. Wer sich einmal in den Kleinanzeigen in dieser Preisspanne umsieht, wird überrascht sein: Es ist keineswegs nur Schrott, was dort angeboten wird. Fahrbereite Autos mit einem halben Jahr TÜV für unter 400 Euro sind durchaus realistisch. Wenn nicht bei der Begutachtung schon schwere Mängel identifiziert werden, spricht nichts dagegen, dass es bis zu seinem TÜV-Termin auch durchhält.
Rechnet man diese sechs Monate auf den Wertverlust eines Neuwagens um, dann ist das Low Budget Auto haushoch überlegen: Wo der Neuwagen schon etliche tausend Euro praktisch verbrannt hat, da fährt das Billigauto fröhlich bis es nicht mehr darf.
Wissen, worauf man sich einlässt
Aber eines muss klar sein: Ein Low Budget Auto braucht Pflege und Sachverstand. Einfach ein drauflos ein billiges Auto zu kaufen wird schnell in einer Fehlinvestition enden. Darum gilt es, beim Kauf so genau wie möglich hin zu schauen, damit man die Leichen identifizieren und aussortieren kann.
Doch auch wenn das Auto gekauft wurde – ohne ein wenig Mut zum selbst Schrauben sollte man sich nicht auf dieses Projekt einlassen. Ein Werkstattbesuch übersteigt den Restwert des Autos häufig bei Weitem. Bei einem schweren Defekt, den man selbst nicht beheben kann, sollte deshalb lieber das ganze Auto gewechselt werden.
Dem Low Budget Auto auf den Zahn fühlen
Low Budget Autos sind meist recht ungeliebt. Sie werden nicht mehr gewaschen und gepflegt. Auch liegt der letzte Wechsel von Motoröl, Luftfilter und Zündkerzen oft häufig bereits Jahre zurück. Für den Schnäppchenjäger sind dies aber allenfalls Argumente, um den Preis nochmal zu drücken – schrecken braucht einen ein schlechter optischer Zustand nicht.
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Im Gegenteil: Ist das Auto nicht mehr repräsentativ, ist es eher ein Zeichen dafür, dass der Besitzer es einfach nur loswerden will. Da sind viele hundert Euro bei den Preisverhandlungen drin. Und nicht vergessen: Zweihundert Euro im Preis gedrückt und man hat die Anmeldung und den TÜV-Termin wieder raus.
Nun geht es aber ans Begutachten
Grundsätzlich: Das Auto sollte noch mindestens 3-6 Monate TÜV haben. Ein Low Budget Auto ohne gültige HU ist unendlich kompliziert und teuer zu bewegen. Da kosten die roten Nummernschilder oder der Abschleppwagen schnell mehr, als das Auto gekostet hat.
Beim Begutachten wird die Haube geöffnet und ein Blick in den Kühlwasserbehälter geworfen. ist das Wasser schwarz, hat man Öl im Kühlsystem – die Zylinderkopfdichtung ist defekt. Auch schaut man unter den Öleinfülldeckel. Wenn sich dort ein weißbrauner Schaum gesammelt hat, dann hat dies die gleiche Ursache.
Eine defekte Zylinderkopfdichtung ist für Mutige durchaus mit etwa 200-300 Euro an Materialkosten zu beheben. Allerdings sollte man dafür ein Wochenende einplanen. Doch lässt sich damit der Preis hervorragend um etliche hundert Euro drücken.
1. Läuft der Motor?
Wenn der Motor anspringt, dann sind schon einmal viele Dinge in Ordnung, die ansonsten viel Geld kosten: Zahnriemen, Steuerkette, Anlasser, Lichtmaschine, Batterie sind noch gut genug.
Der Motor wird nun im Stand eine Weile laufen gelassen. Wenn folgende Symptome auftreten:
– Blauer Rauch aus dem Auspuff/Starke Dampf und Qualmentwicklung – Stark ansteigende Temperatur – Aufblähende Kühlwasserschläuche |
Dann liegt wieder ein Schaden am Motor vor. In der Regel sind diese behebbar, jedoch braucht es dafür einiges an Wissen und Erfahrung
2. Der Motor orgelt, aber springt nicht an
Immerhin ist bei diesem Zustand zumindest der Zahnriemen noch ok. Der Motor kann aus verschiedenen Gründen nicht anspringen. Mit etwas Glück ist nur das Kabel von der Zündspule abgefallen. Das lässt sich mit einem Handgriff beheben.
3. Der Motor sagt keinen Mucks mehr
Wenn ansonsten die Lichter angehen, beim Anlassen aber nur ein Ticken zu hören ist, dann kann das zwei Gründe haben: Der Anlasser ist defekt oder der Zahnriemen ist gerissen.
In dem Fall sollte man versuchen das Auto anzuschieben. Blockiert es dabei, ist der Zahnriemen durch – das Auto ist dann klinisch tot. Lässt er sich aber anschieben, dann ist das ein reparabler Schaden, den man mit ein wenig Sachverstand selbst beheben kann.
4. Die Kupplung prüfen
Die Kupplung ist ein Verschleißteil, welches früher oder später bei jedem Auto getauscht werden muss. Um sie zu testen, lässt man bei angezogener Handbremse und eingelegtem dritten Gang das Kupplungspedal „flitschen“.
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Wenn der Motor sofort aus geht, ist die Kupplung noch in Ordnung. Wenn er aber weiter läuft, dann sind die Beläge verschlissen. Ein Kupplungstausch dauert für einen Laien etwa einen Tag. Vorher aber bitte alles an Tutorials dazu ansehen, was man bekommen kann.
5. Die Karosserie prüfen
Ein Auto ohne TÜV, welches Durchrostungen an tragenden Teilen hat, wird ohne Schweißarbeiten die Hauptuntersuchung nicht bestehen. Leichte bis mittelschwere Rostschäden an Türen und Radlauf lassen sich hingegen durch Spachteln auch von einem Laien wieder beheben.
6. Die Peripherie checken
Die Bordelektrik sollte einwandfrei funktionieren. Schäden an der Elektrik sind ein enormes Risiko, dass sich in der Regel nicht lohnt.
Sind die Reifen an der Verschleißgrenze oder überaltert (DOT-Nummer beachten), dann kann man damit gut weiter verhandeln. Einen Satz gebrauchter Reifen lässt sich preiswert besorgen.
Bei einem Verlust von Flüssigkeiten sollte genau hingesehen werden. Vieles lässt sich leicht beheben, vieles aber nur durch einen hohen Reparaturaufwand.
Mut für Mauerblümchen, Exoten und Flops
Viele Autos sind weitaus besser als ihr Ruf – andere hingegen sind grausame Enttäuschungen.
- Die Autos von Fiat landen relativ schnell im Billig-Segment, sind aber dann durchaus noch repräsentativ und zu retten.
- Die Autos von Volkswagen in dieser Preisklasse haben dagegen in der Regel den Weg des Irdischen hinter sich.
Auch landen dort durchaus Premium-Fahrzeuge. Hier muss man zwar stets mit etwas höheren Investitionen rechnen.
- Dafür bekommt man aber immer noch die grundsätzlichen Qualitäten, die ein Mercedes oder BMW zu bieten haben.
- Aber auch wenn sich Schrulligkeiten wie Hyundai Atos, Daihatsu Charade oder Lancia Y10 finden lassen, sollte man sie nicht vorschnell abtun.
Häufig finden sich gerade bei diesen ungeliebten Fahrzeugen die echten Schnäppchen mit viel TÜV und wenigen Kilometern auf der Uhr. Die Lust am Sparen stellt sich auch mit diesen Autos ein.
Also – nur Mut!☺
Foto: bdavid32, Honeybee49, Andrey_Popov, Fusionstudio, CHIEW, Moab Republic, wellphoto, Alfred Koal, Patrick Daxenbichler / shutterstock.com