Der Türgriff ist ein kleines Bauteil an der Karosserie des Autos, der gerne übersehen wird. Solange er funktioniert, ist alles gut und man vergisst ihn schnell wieder. Wenn er aber eines Tages seinen Dienst verweigert, ist guter Rat teuer: Das Auto verweigert plötzlich den Zutritt oder macht ihn sehr schwer. Zwar gehen selten alle Türgriffe am Auto gleichzeitig kaputt. Dennoch ist es ärgerlich, wenn man umständlich über die Beifahrerseite oder sogar über die Rücksitze ins Auto klettern muss. Lesen Sie in diesem Artikel, wie Sie in diesem Fall systematisch vorgehen.
Der Türgriff – ein komplexes Gebilde
Der Türgriff eines Autos ist weitaus komplexer als man denkt. In ihm sind auf kleinstem Raum viele bewegliche Teile untergebracht. Die Teile sind:
– Oberschale: Ein Zierelement, welches am Griff befestigt ist – Griff: Je nach Typ beweglich oder starr – Grundträger: Das Bauteil, das alle anderen Komponenten aufnimmt – Schließzylinder: Hier wird der Schlüssel eingesteckt – Verriegelungsbolzen: Er hängt am Schließzylinder und überträgt die Drehbewegung an das Schloss – Federn und Dichtungen |
Diese Bauteile bestehen aus Draht, Kunststoff, Blech und Druckguss-Aluminium. Da sie der Witterung und den Erschütterungen ausgesetzt sind, ist ihre Lebensdauer nur begrenzt.
Lebensdauer von einem Türgriff
Die Lebensdauer von einem Türgriff lässt sich nur schwer einschätzen. Es hängt stark davon ab, wie stark der Griff beansprucht und wie gut er gepflegt wurde. Ab einem Fahrzeugalter von 12 bis 15 Jahren kann man aber mit einem Bruch einer inneren Komponente rechnen. Glücklicherweise sind Türgriffe so ausgelegt, dass sie gut repariert werden können.
Reparatur eines Türgriffs
1. Innenseite
Der Türgriff überträgt die Kraft der Hand in eine Mechanik innerhalb der Tür.
- Von außen wirkt diese Mechanik relativ direkt auf das Schloss.
- Der Türgriff auf der Innenseite ist in der Regel mit einem Drahtgestänge verbunden. Auch auf dieser Seite sind die Bauteile vom Türverschluss recht leicht und filigran gehalten.
![]() Türgriff innen / außenpreiswert ab 4,01 €zum Shop ⇒ |
Wenn sich die Tür von innen nicht mehr öffnen lässt, muss die Seitenverkleidung demontiert werden. Meist ist in diesem Fall nicht der Türgriff selbst die Ursache, sondern das Drahtgestänge im Innern.
Mit etwas Glück hat es sich lediglich an einer Stelle ausgehängt und kann mit wenigen Handgriffen repariert werden. Was aber auch häufig passiert ist, dass die Aufnahmeöse vom Drahtgestänge am Innengriff abgerissen oder ausgebrochen ist. Hier sollte man den ganzen Griff einfach austauschen. Bastellösungen mit Klebstoff haben hier meist nur eine vorübergehende Wirkung.
Der Ausbau der Innenverkleidung kann etwas kniffelig sein. Sie unterscheidet sich je nach Fahrzeugtyp. Meist sind an der Armablage zwei Schrauben, die recht einfach gefunden und entfernt werden können. Was erstaunlich widerspenstig sein kann, ist die Kurbel vom Fensterheber. Wenn sich hier keine Schraube findet, handelt es sich um einem Klemm-Mechanismus. Dabei dient der Ring an der Unterseite der Kurbel zur Befestigung. Er muss in eine Richtung gedrückt werden, dann lässt sich die Kurbel abnehmen.
Der Türgriff selbst sitzt meist mit Klammern befestigt in der Seitenverkleidung. Die Seitenpaneele ist an der Unterseite und an den Seiten mit Schrauben befestigt. Darüber hinaus ist sie mit einer Vielzahl an Klammern und Kunststoff-Nieten fixiert. Hierfür gibt es im Handel spezielle Werkzeuge, mit denen sich die Verbindungen beschädigungsfrei lösen lassen.
Die Seitenwand hängt schließlich nur noch mit einer Nut am Scheibenrahmen. Dort befindet sich eine Dichtlippe, die man einfach abzieht. Nun kann die Seitenwand nach oben heraus geschoben werden.
Die Tür ist von innen mit einer Kunststofffolie bespannt. Es ist sehr wichtig, dass diese Folie nicht beschädigt bzw. repariert wird, bevor man die Innenverkleidung wieder einbaut. Sie darf auf keinen Fall entfernt werden, sonst läuft das Auto beim nächsten Regen voll Wasser.
Nun hat man Zugang zur inneren Mechanik der Tür und kann die schadhaften Komponenten austauschen.
2. Außenseite
Obwohl der Türgriff an der Außenseite wesentlich komplizierter aufgebaut ist als sein Gegenstück auf der Innenseite, ist sein Ausbau erheblich einfacher. Meistens ist die ganze Einheit nur mit einer einzigen Schraube befestigt. Sie befindet sich in Höhe des Türgriffs am Blech, das mit dem Rahmen abschließt. Öffnet man die Tür, ist die Schraube in der Regel nicht zu übersehen. Sie wird einfach heraus gedreht. Nun lässt sich der gesamte Türgriff nach vorne heraus drehen.
Bei älteren Fahrzeugen wird man nun den Zahn der Zeit deutlich sehen können: Die Federn sind wahrscheinlich etwas angerostet und auch die Aluminium Bauteile sind etwas oxydiert. Es lohnt sich daher, den Türgriff erst einmal komplett zu zerlegen und zu reinigen. Sind aber wichtige Bauteile gebrochen, ist der Austausch der gesamten Baugruppe die sinnvollste Maßnahme. Ein Türgriff ist ein recht preiswertes Bauteil. Ein einzelner Griff kostet ab 15 Euro. Das komplette Set gibt es schon ab 30 Euro. Wer wirklich sparen will, der kann auch für 5-7 Euro einen Reparatursatz kaufen. Darin sind die Dichtungen, der Schließzylinder und die Federn enthalten.
Je nach Autotyp kann es eine recht fummelige Angelegenheit sein, das Gestänge wieder korrekt in den Schließzylinder einzuhaken. Aber mit ein wenig Geduld kommt man hier schon zum Ziel.
Es hängt natürlich stark davon ab, für welchen Typ der neue Türgriff gebraucht wird. Ein Türgriff für Fiat oder Volkswagen ist wesentlich billiger als ein Türgriff für Mercedes. Bei letzterem kann man mit bis zu 50 Euro nur für den Schließzylinder rechnen.
Wichtig ist jedoch, dass man beim Wechsel auf das Türschloss achtet. Häufig werden die Türgriffe zum Austausch auch mit neuen Schlössern und Schlüsseln ausgeliefert. Wenn das eigene Schloss noch in Ordnung ist, dann kann man es weiter verwenden. Man spart sich damit, dass der Schlüsselbund immer größer wird. Auch die nervige Frage „Welcher Schlüssel gehört wohin?“ kann man so umgehen.
Umgekehrt bekommt man bei älteren Gebrauchtwagen nur einen einzigen Schlüssel mit weil die anderen Ersatzschlüssel im Lauf der Zeit verloren gegangen sind. Man kann sich natürlich Nachschlüssel machen lassen. Wenn jedoch das Türschloss bzw. der Türgriff einen Defekt aufweist, ist ein Komplettausch mit Schlüsseln eine sinnvolle Sache. So hat man wieder einen neuen Satz Schlösser mit einem vollständigen Satz Schlüsseln am Auto. Um es ganz konsequent zu machen, könnte man dann noch das Zündschloss austauschen. Aber das ist, vor allem bei älteren Fahrzeugen, meist nicht wirklich lohnenswert.
Fazit: Preiswerte Reparatur für Geduldige
Die Komplexität dieser Reparatur hält sich im Grenzen. Sie ist für Selbstschrauber mit ein wenig Erfahrung gut zu beherrschen. Wichtig ist, beim Ausbau der Türpaneele vorsichtig zu sein da diese gerne abbricht. Ein Ersatzset an Nieten kann hier auch helfen. Mit ausgetauschten Türgriffen und reparierter Mechanik ist das Auto für den Rest seines Lebens an dieser Stelle instand gesetzt.
So hat man noch lange Freude an seinem älteren Schätzchen.
Foto: Yaroslau Mikheyeu, Junjira Limcharoen, Srdjan Randjelovic, yoojiwhan, aSuruwataRi, Vjacheslav_Kozyrev, yortzafoto / shutterstock.com