Einen Kabelbaum im Auto zu verlegen ist mehr, als nur ein Autoradio oder Subwoofer anzuschließen. Der Kabelstrang ist praktisch die Nervenverbindung im Auto, welche alle Sensoren, Aktoren und Verbraucher miteinander verbindet. Wenn bei der Reparatur oder Neuverdrahtung eines Kabelbaums Fehler gemacht werden, kann am Ende sogar das Auto in Flammen stehen. Darum: Immer wissen, was man tut und stets auf sauberes Arbeiten achten.
Wann wird ein Kabelbaum neu verlegt?
Einen kompletten Kabelbaum im Auto neu zu verlegen ist eigentlich eine recht seltene Reparatur. Meistens wird diese Maßnahme notwendig, wenn man sich einen Kabelbrand eingefangen hat oder ein unbekannter Kurzschluss sich einfach nicht finden lässt.
Auch wird bei einer Vollrestauration üblicherweise der Kabelstrang neu verlegt. Die vorhandene Verdrahtung eines Oldtimers ist meist ohnehin bereits so brüchig und oxydiert, so dass nur in komplett neuer Strang für die notwendige Betriebssicherheit sorgt.
Beißen, Scheuern, Reißen – die Feinde der Verkabelung
Ein Kabelstrang besteht aus einer Stromleitung und einer Isolierung. Strom fließt immer in Kreisen, darum nennt es auch „Stromkreis„. Es muss immer eine Leitung von der Energiequelle zum Verbraucher führen – und wieder zurück.
Aus Kostengründen wird aber nicht jede Leitung doppelt verlegt. Die Energiequellen, also die Lichtmaschine und die Batterie, sind an einer Seite mit der Karosserie verbunden.
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Das Metallblech des Autos wird so praktisch als Rückleitung genutzt – das ist die berühmte „Masseverbindung“. Geht einer Stromleitung durch einen Marderbiss, einen Riss oder eine Scheuerstelle diese Isolierung verbunden, schließt sich der Strom über die Karosserie kurz.
Der Verbraucher wird nicht mehr mit Strom versorgt und fällt aus. Gleichzeitig erwärmt und weitet sich das Kabel an der Schadstelle. Der Schaden setzt sich also immer weiter fort und kann schlimmstenfalls zum Brand führen.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet…
Einen Kabelbaum zu tauschen ist eine sehr langwierige und aufwändige Reparatur. Zwar ist das einzelne Kabel sehr preiswert. Ein vollständiger, vormontierter Strang kann jedoch sehr teuer werden.
Von einem Gebrauchtkauf sollte man absehen: Die Zeit, die man braucht, um einen vorhandenen Strang aus einem Altfahrzeug heraus zu reißen steht in keinem Verhältnis mit dem Nutzen. Und dann hat man ein Gebrauchtteil, von dem man nicht weiß, wie es schon beansprucht wurde.
Abgesehen davon: Auch bereits demontierte Kabelstränge haben immer noch ihren Preis: Mit 300 – 1200 Euro muss man bei diesen Tauschteil rechnen.
Bessere Idee: Reparatursets
Glücklicherweise sind die Kabelstränge von heute meist modular aufgebaut. Das bedeutet, dass es nur einen Hauptstrang gibt, der lösbar mit diversen Nebensträngen verbunden ist. Typische Nebenstränge sind beispielsweise die Türen, die Heckklappe oder die vordere Scheinwerferbatterie.
Das ist auch sinnvoll, da sich in jeder Ecke des Autos heute zahlreiche Verbraucher befinden, die alle versorgt werden wollen. In einer Tür findet man beispielsweise die elektrische Versorgung der Fensterheber, die zugehörige Schalter, den motorisch betriebenen und beheizten Rückspiegel, welcher zudem noch mit einem Blinker ausgestattet ist. Da kommt schon schnell was zusammen.
Nur mit bester Qualität arbeiten
Beim Arbeiten am Kabelstrang gilt: Jeder Euro mehr in Ausrüstung, Werkzeug und Ersatzteile investiert, zahlt sich durch Zeitersparnis und bessere Ergebnisse aus. Ein gutes Starterset für eine gelungene Reparatur am Kabelbaum besteht aus:
– Multimeter – Abisolierzange – Tauschstrang aus Vollkupfer-Draht – Hochwertige Verbindungsstecker – ggf. hochwertiges Isolierband |
Beim Multimeter kann noch am ehesten gespart werden. Die heute verfügbaren Modelle gehen ab 10 Euro los und bieten eine brauchbare Qualität.
Informieren, informieren, informieren
Das tückische am elektrischen Strom ist, dass man nicht von außen sieht, was er gerade macht. Bei der niedrigen Spannung in einem Auto ist es besonders schwierig, den jeweiligen Verlauf der Ströme heraus zu bekommen.
Daher sollte vor der Reparatur und dem Austausch von Komponenten im Kabelbaum der Schaltplan des Autos auf das Genaueste untersucht werden. Ohne Informationen und genaue Kenntnis, welches Kabel für welchen Verbraucher zuständig ist, sollte man gar nicht erst anfangen.
Basteleien durch eingeflickte Drähte sollte man heute nicht mehr machen. Die Steuergeräte reagieren empfindlich auf Schwankungen in den Widerständen. Sie interpretieren schnell die Signale von Sensoren falsch, wenn die Leitungen unfachmännisch repariert sind.
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Repariert wird ein Kabelstrang dadurch, dass das Teilmodul fachmännisch getauscht oder ein beschädigtes Kabel gegen ein identisches oder höherwertiges getauscht wird.
Stecker immer prüfen
Die einzelnen Module eines Kabelstrangs sind in der Regel durch Multistecker miteinander verbunden. Lose Bananenstecker oder sogar Lüsterklemmen werden heute ab Werk nicht mehr verwendet. Findet man solche provisorischen Verbinder an seinem Auto, kann man sicher sein, dass hier ein Bastler am Werk war.
Hier heißt es: Obacht. Wer einen KFZ-Kabelstrang mit einer Lüsterklemme repariert, der macht auch andere Sachen. Besser ist es dann, sich die Komponente genau anzusehen und ggf. den Teilstrang auszutauschen.
Stecker haben die unangenehme Eigenschaft zu korrodieren. Da die Kontaktflächen aus Aluminium sind, ist eine korrodierte Stelle nicht so leicht zu finden. Die Kombination von Feuchtigkeit und elektrischer Spannung lässt eben auch das an sich rostfreie Aluminium mit der Zeit verwittern.
Anders als beim roten Eisenrost, oxydiert das Aluminium zu einem weißen Pulver. Diese Pulverschicht backt an der korrodierten Stelle an und isoliert sie allmählich. Wenn Teilmodule vom Kabelstrang getauscht werden, sollte man deshalb stets die Stecker auf Korrosion prüfen und gründlich reinigen.
Stecker umbauen
Es ist sicher schon einmal aufgefallen, dass ein Multistecker viel mehr Steckplätze hat, als tatsächlich Verbindungen geschlossen werden. Der Grund dafür ist, dass man diese Stecker umbauen kann.
Unsere Empfehlung ist aber, einmal heraus gezogene Steckerzungen oder Flachsteckerhülsen nicht noch einmal zu verwenden. Diese Bauteile gibt es für ca. 2 Euro im 100er Pack zu kaufen. Da sollte man sich nicht die Finger an einem gebrauchten Teil brechen, sondern stets neue Verbindungen verwenden.
Das Umbauen von einem Multistecker ist auch so fummelig genug. Aber mit etwas Übung bekommt man das durchaus hin. Hilfreich ist dabei eine zuverlässige und hochwertige Spitzzange.
Den Hauptübeltäter zuerst behandeln
Viele Probleme mit der elektrischen Verkabelung eines Autos haben eine gemeinsame Ursache: Ein korrodiertes Massekabel. Dies ist eine besonderes einfache Reparatur, bei der nicht viel falsch gemacht werden kann.
Das Massekabel führt von der Batterie an die Karosserie. Es handelt sich im ein dickes, schwarzes Kabel oder um ein offenes Drahtgeflecht. An den Kontaktstellen von Batterie und Karosserie kann es zu einer starken Korrosion kommen, bis das Kabel nicht mehr zuverlässig den Strom leitet.
Sofern das Massekabel nicht brüchig ist, genügt es, die Kontaktstellen am Kabel und der Karosserie sauber zu schleifen und wieder zu verbinden. Ein Klecks Batteriepolfett verhindert dabei eine erneute Korrosion. So hat man mit wenigen Handgriffen eine „Spinnende Elektrik“ wieder repariert.
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