Wenn ein Auto immer lauter wird, obwohl sich an den Fahrleistungen nichts ändert, dann ist es meistens der Auspuff. Sein einfacher Aufbau, seine größtenteils preiswerten Materialien und sein einfacher Einbau machen seinen Wechsel aber auch für Laien zu einer unproblematischen Sache. Lesen Sie in diesem Ratgeber, worauf Sie beim Tausch eines Auspuffs achten müssen.
Das Abgasrohr gehört zu den am höchsten belasteten Bauteilen am Fahrzeug. Um die Autos nicht viel zu teuer zu machen, ist die Abgasanlage deshalb zum großen Teil als Verschleißteil ausgelegt. Ein Auspuff hat deshalb nur eine begrenzte Lebensdauer.
Der Weg des Abgases
Der Abgasstrom passiert beim Weg ins Freie folgende Stationen:
Krümmer
Hosenrohr
Flexrohr
Katalysator
Mittelrohr
Mittelschalldämpfer
Endschalldämpfer
Endstück
- Bei jeder Verbrennung im Motor entsteht Abgas. Dies wird über das Auslassventil an der Krümmerdichtung vorbei in den Krümmer geleitet. Der Krümmer ist tatsächlich ein „krummes Rohr“. Es leitet die heißen Abgase unter das Fahrzeug. Da der Krümmer unmittelbar am Motor sitzt, bekommt er die meisten Vibrationen ab.
Aus diesem Grund ist der Krümmer stets als besonders schweres und massives Bauteil aus Gusseisen ausgeführt. Der Krümmer hält normalerweise ein Autoleben lang. Bei einer starken Unwucht im Motor kann er aber auch Risse bekommen. Er ist eines der teuersten Bauteile am Auspuff, jedoch kann man ihn auch problemlos gebraucht verwenden. Aber keine Regel ohne Ausnahme: In manchen Autos ist im Krümmer der Katalysator bereits integriert.
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- Das am Krümmer angeschlossene „Hosenrohr“ vereinigt die ausströmenden Abgase von jedem Brennraum zu einer einzigen Abgasleitung. Es ist ebenfalls recht massiv ausgelegt. Im Krümmer ist die Lambdasonde eingebaut. Sie dient dazu, den Restsauerstoff im Abgas zu messen und die gewonnenen Daten an das Steuergerät weiter zu leiten. Auch das Hosenrohr ist als gebrauchtes Teil durchaus noch verwendbar.
- Nach dem Hosenrohr kommt das kurze Flexrohr. Dieses nur wenige Zentimeter lange Bauteil ist konstruktiv das komplette Gegenteil vom schweren und massiven Krümmer und Hosenrohr: Das Flexrohr besteht aus einem Drahtgeflecht aus Edelstahl. Es ist äußerst flexibel und kann sich leicht in jede Richtung bewegen. Das hat auch einen guten Grund: Das Flexrohr fängt die starken Vibrationen vom Motor auf und gibt sie nicht an die weiter führenden Bauteile weiter.
- Nach dem Flexrohr kommt der Katalysator. Er reinigt die Abgase. Für den Katalysator ist es besonders wichtig, dass er von den Vibrationen des Motors entkoppelt ist. Sein keramischer Innenkörper würde sonst sehr schnell auseinander brechen.
- Nach dem Katalysator folgt das eigentliche Auspuffrohr. Es kann mit einem Mittelschalldämpfer ausgestattet sein. Seit 2014 ist in vielen Neufahrzeugen im Mittelrohr eine weitere Sonde eingebaut, die die Funktionsweise des Katalysators misst. Diese Sonde wird „Monitorsonde“ oder „Diagnosesonde“ genannt.
- An das Mittelrohr ist der Endschalldämpfer angeschlossen. Hier findet die eigentliche Reduktion des Motorlärms statt. Der Endschalldämpfer mündet schließlich in das Endrohr. Der ganze Auspuff wird mit einfachen aber sehr massiven Haltegummis am Unterboden des Autos befestigt. Sie halten den Auspuff stets in gleicher Höhe vom Boden entfernt. Gleichzeitig ermöglichen sie eine Schwingbewegung, so dass der starre Rohrkörper nie verbogen wird.
Schwachstellen am Auspuff
- Das am stärksten belastete Bauteil ist an einem Auspuff das Flexrohr. Es muss hohe Heiß-Kalt-Wechsel überstehen und wird zudem permanent durchgewalkt. Das nur ca. 15 Euro teure Bauteil ist dennoch erstaunlich haltbar. Wird es aber rissig, merkt man dies sofort: Der Motor produziert sofort einen ohrenbetäubenden Lärm. Mit einem gerissenem Flexrohr kann ein kleines 45 PS Auto schnell wie ein Formel-1 Bolide klingen.
- Der Endschalldämpfer ist jedoch am häufigsten von einem Defekt betroffen. Dieses Bauteil besteht aus dünnem, leicht verzinktem Stahlblech. Es ist nicht nur den starken Temperaturschwankungen ausgesetzt. In der Abkühlphase saugt der Auspuff die Luftfeuchtigkeit geradezu an.
Im Endschalldämpfer vermischt sich die Nässe mit dem Ruß der Abgase und bildet eine leicht saure Flüssigkeit. Diese frisst sich allmählich von innen nach außen durch den Auspuff durch. Von der anderen Seite nagen ebenfalls Rost, begünstigt durch Streusalz, durch das Blech des Schalldämpfers.
Ein Endtopf hält deshalb nur wenige Jahre. Man erkennt einen defekten Endschalldämpfer am allmählich lauter werdenden Motorgeräusch. Bei einer Sichtprüfung fallen dann die schwarzen Fahnen am Bauteil auf. An diesen Stellen bläst das Abgas nach außen und hinterlässt eine Spur aus Ruß.
- Der Katalysator kündigt seinen Ausfall durch ein unüberhörbares Klappern und Poltern an. Wenn der Kat defekt ist, ist der Keramikkörper zerbrochen. Die Brocken rollen dann in dem Gehäuse herum. Das Geräusch hört zwar irgendwann auf – aber dann ist das Kat-Gehäuse leer. Das ganze Innenleben hat sich zu Staub zermahlen und wurde zum Auspuff hinaus geblasen.
Das fällt spätestens bei der nächsten Hauptuntersuchung auf: Ein Auto ohne Katalysator besteht keine Abgasprüfung. Mit Hilfe der seit neuestem installierten Diagnosesonden fällt dieser Defekt aber wesentlich früher auf.
Keine Angst vor einem defekten Auspuff
Ein Auspuff gehört zu den am einfachsten zu reparierenden Bauteile am Auto. Die Preise für die einzelnen Bauteile sind jedoch sehr unterschiedlich. Das mit großem Abstand teuerste Bauteil ist der Katalysator. Er kann leicht über 1000 Euro kaufen.
Ihn als Gebrauchtteil zu ersetzen kann ein Versuch wert sein. Jedoch weiß man nie, wie gut der gebraucht gekaufte Katalysator auch wirklich noch funktioniert.
Deutlich günstiger sind Endschalldämpfer, Mittelschalldämpfer und Flexrohr. Sie können einzeln gekauft werden. Vor allem der Endschalldämpfer kann, je nach Qualität und Fahrweise, bereits nach wenigen Jahren wieder „Durch“ sein. In den meisten Fällen ist das aber recht problemlos.
Ein neuer Endschalldämfper kostet für die meisten normalen Serienfahrzeuge weit unter 100 Euro. Gleiches gilt für den Mittelschalldämpfer. Das Mittelrohr ist hingegen bei den meisten Fahrzeugen erstaunlich robust. Es hält zwar meist nicht so lange wie der Krümmer oder das Hosenrohr. Ein ausgesprochenes Verschleißteil ist es jeodich in der Regel nicht.
Die Abgasanlage reparieren
Technisch gesehen besteht die Abgasanlage aus einem Verbund ineinander gesteckter Rohre. Sie werden mit Schellen aneinander gehalten. Theoretisch lassen sie sich immer wieder lösen. In der Praxis können Rost und Schmutz die Rohre jedoch sehr fest miteinander verbacken lassen. Bevor man sich die Finger blutig zerrt, ist der Griff zur Flex daher meist der sinnvollere Weg. Dabei muss man aber immer darauf achten, dass der Funkenstrahl vom Fahrzeug weg führt. Idealerweise wird der Unterboden beim Abflexen vom alten Auspuff abgedeckt. Dennoch gilt hier erhöhte Vorsicht: Der Funkenstrahl ist eine große Brandgefahr!
Sollte ein Abflexen unumgänglich sein, muss man immer stets mit Verstand arbeiten: Es wird immer das defekte Bauteil abgeflext. Das intakte Bauteil lässt man unbeschädigt. Es macht keinen Sinn, einen Katalysator zu zerschneiden um ein Flexrohr abzulösen. An den Anschlusstellen kann dann mit einem Schraubenzieher und ein paar Hammerschlägen das Reststück vom alten Bauteil entfernt werden.
Schweißen ist sinnlos
Es ist wirklich vollkommen sinnlos, einen Auspuff zu schweißen. Das Blech ist auch im Neuzustand so dünn, dass es sich kaum sinnvoll schweißen lässt. Wenn der Endschalldämpfer aber schon löchrig ist, sind kaum noch genügend dicke Restwandstärken vorhanden. Der komplette Austausch des Schalldämpfers ist wesentlich schneller, sauberer und dauerhafter als ein aufgesetzter Schweißflicken.
Komplettausch ist am einfachsten
Alternativ zum Tausch einzelner, defekter Komponenten bietet es sich beim Auspuff an, ihn grundsätzlich komplett zu tauschen. „Komplett“ bedeutet jedoch hier „Alles ab Kat plus Flexrohr“.
Das Zerlegen und der Ausbau vom alten Rohrsystem ist wesentlich einfacher. Außerdem bietet ein komplett getauschter Auspuff ein Höchstmaß an Sicherheit und Lebensdauer. Die gleichmäßige Belastung aller Komponenten lässt ihn ebenso gleichmäßig altern.
Wenn also das Flexrohr durchreißt, wird der durchgerostete Endschalldämpfer ebenfalls nicht lange auf sich warten lassen. Die günstigen Preise für komplette Abgasanlagen (ohne Katalysator) machen den vollständigen Tausch aller Verschleißteile besonders einfach. Zu einem Tausch der Abgasanlage gehört immer auch, die Haltegummis zu wechseln. Poröse Auspuffgummis sind ein Grund zur Bemängelung bei der Hauptuntersuchung.
Das kann man mit wenigen Euros wirkungsvoll vermeiden. Komplette Auspuffanlagen ohne Kat sind, je nach Auto, schon für unter 100 Euro zu haben.
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