Seit 2001 hat jedes Auto mit Benzinmotor eine so genannte „OBD-2“ (On-Board-Diagnose) Schnittstelle eingebaut. Dieselfahrzeuge haben diese Einrichtung seit 2004 verpflichtend in Serie. Diese äußerst praktischen Installationen machen die Suche nach Fehlern und Störungen wesentlich einfacher. Das ist bei den immer komplexer werdenden Autos von heute auch dringend nötig.
Den Schadstoffen auf der Spur
Man mag es sich heute kaum noch vorstellen, wie bis in die 1970er noch Motoren für Autos gebaut wurden: Großvolumige Spritfresser, die mit Blei versetztes Benzin ohne jede Filterung in die Außenluft geblasen haben. Das war noch bis Anfang der 1980er Jahre Standard.
Die Einführung des bleifreien Benzins war ein harter Kampf und eine echte Revolution. Wirklich gesund sind die Abgase aber auch danach noch nicht geworden. Statt des Bleis wurde Benzol als Anti-Klopf-Mittel eingesetzt. Dieses steht wiederum im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Darüber hinaus sind Kohlenmonoxid und Stickoxide bei jeder Verbrennung mit Luftsauerstoff unvermeidliche Begleiter. Auch wenn man selbst diese Schadstoffe restlos herausfiltern könnte – am Kohlendioxid kommt man nicht mehr vorbei. Beim Verbrennen im Motor wird der Kohlenstoff haltige Benzin mit dem Luftsauerstoff zu Kohlendioxid umgewandelt. Dies ist zwar noch ein einigermaßen natürliches Gas. Dennoch zählt es zu den Schadstoffen, da es den Treibhauseffekt anheizt.
Sauberer Verbrenner – technische Herausforderung
Um nun das Abgas von einem Benzin- oder Dieselfahrzeug so sauber wie möglich zu bekommen, wird ein beträchtlicher technischer Aufwand betrieben. Einfache Motorsteuerungen zur Reduzierung der Schadstoffe gab es schon zu Zeiten des VW Käfer.
Die ungeregelten Katalysatoren wurden schnell von den Drei-Wege-Kats abgelöst, die seither immer weiter entwickelt wurden. Bei Diesel-Fahrzeugen ist wegen der hohen Entwicklung von Rußpartikeln die Abgasreinigung eine besonders große Herausforderung. Die neuste Technik ist das Einspritzen von Harnstoff. Dieses in Baumaschinen und Nutzfahrzeugen schon etablierte Verfahren zieht gegenwärtig auch verstärkt in die PKW-Motoren ein.
All diese Entwicklungen gehen nicht spurlos an einem Motor vorüber. Im Gegenteil: Um die Abgase zu reinigen wird bereits vor dem Verbrennen eine Vielzahl an neu entwickelten Komponenten aktiv: Abgas-Rückführungen, Ansaug-Luftkühler, Anpassungen im Zündmanagement und vieles mehr sollen im Vorfeld bereits das Entstehen von Schadstoffen verhindern. Im Normalfall klappt das auch recht gut.
Komplexe Systeme, anfällige Systeme
Das Problem bei den technisch hoch entwickelten Abgas-Reinigungs-Systemen ist ihre Störanfälligkeit. Hierbei hat jede Störung einen doppelten Effekt, der in einer regelrechten Kaskade enden kann:
1. Die defekte Komponente kann ihre Aufgabe nicht mehr ausführen
2. Das Steuerungssystem bekommt fehlerhafte Daten und kann ebenfalls nicht mehr richtig arbeiten
Um zu vermeiden, dass das Auto dauerhaft zu viel Schadstoffe ausstößt oder sich die Motorkomponenten gegenseitig zerstören wurde das Überwachungssystem eingeführt. Mit Hilfe der permanenten Fehlerkontrolle kann das Steuergerät auf Störungen reagieren, bevor ein größerer Schaden entsteht. Reparieren kann das Steuergerät eine fehlerhafte Komponente jedoch nicht. Dazu braucht es die Hilfe des Betreibers. Damit dieser aber weiß, wo er nach einem Fehler suchen soll, wurde das OBD entwickelt.
OBD-2: Offen, Zugänglich, praktisch
Das „Auslesen von Fehlerspeichern“ war lange Zeit ein mysteriöser Vorgang, der nur mit teurem Spezialwerkzeug möglich war. Die Werkstätten haben sich diesen Schritt teuer bezahlen lassen, bevor auch nur die erste Schraube am Auto gelöst wurde. Heute ist die On-Board-Diagnose mit extrem preiswerten Mitteln für jedermann zugänglich. Möglich macht dies die strikte Normierung der OBD-2 Komponenten.
Die Form des Steckers, seine Lokalisierung und die Art der Fehlercodes sind gesetzlich geregelt. Der flache, zweireihige Standard-Stecker zum Anschluss eines Diagnosesystems muss im Wirkungsbereich des Fahrers zu finden sein. Meist befindet sich der Stecker unter dem Lenkrad oder links am Sicherungskasten. Ein Blick in die Bedienungsanleitung gibt darüber am besten Auskunft. Angeschlossen kann jedes taugliche Gerät. Alleingänge von Fahrzeugherstellern, wie sie bei OBD-1 noch möglich waren, sind heute nicht mehr zulässig.
Die normierten Anschlüsse und Bedeutung der Fehlercodes haben den Preis für Diagnosegeräte dramatisch sinken lassen. Kosteten die Geräte noch vor wenigen Jahren viele hundert Euro, sind echte Hochleistung-Handhelds schon für unter 50 Euro verfügbar.
Der Trick dabei ist: Einen Großteil der notwendigen Rechenleistung und Darstellungsmöglichkeiten bringt der Fahrer vom Fahrzeug selbst mit.
Geräte sind gut, Funkstecker sind besser
Die Geräte zum Auslesen der Fehlerspeicher sind durchaus auch heute noch verfügbar. Jedoch haben sie eine scharfe und eigentlich weit überlegene Konkurrenz bekommen: Das Smartphone bzw. Tablet. Alles was diese weit verbreiteten Standard-Devices brauchen, ist eine Schnittstelle zum Steuerungssystem und ein passendes Programm. Diese Schnittstelle ist ein Stecker, der mit gerade einmal 20-30 Euro in einer exzellenten Qualität leicht zu besorgen ist.
Vorsicht – so etwas kauft man im Fachhandel. Die auf den freien Plattformen verfügbaren Geräte sind häufig Fälschungen, die keine oder fehlerhafte Signale senden.
Das Steckmodul wird in den Stecker des OBD-2 am Fahrzeug eingesteckt. Nun braucht das Smartphone nur noch eine passende App. Diese sind für wenig Geld oder ganz kostenlos verfügbar – schon kann man nach sehen, wo dem Fahrzeug der Schuh drückt.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass jeder Hersteller der Funksteckmodule auch eine eigene App anbietet. Je hochwertiger das verwendete Gerät ist, desto günstiger ist die mit gelieferter App. Bei den echten Profi-Steckern für über hundert Euro ist die passende App in der Regel kostenlos.
Der besondere Vorteil der App-Smartphone Lösung gegenüber den Komplettsystemen ist die Aktualität. Die Apps werden permanent weiter entwickelt. So hat man mit wenigen Klicks stets die aktuellste Version verfügbar. Bei den traditionellen Systemen war ein Update des Betriebssystems in der Regel nicht oder nur sehr umständlich möglich.
OBD-2 Fehlercodes und wie man sie interpretiert
Die Fehlercodes des OBD-2 werden als Buchstaben-Zahlen-Kombination ausgegeben.
Der Buchstabe steht vorne, dann folgt eine vierstellige Zahl.
Die Buchstaben bedeuten:
P – Antrieb B – Karosserie C – Fahrwerk U – Datenbus |
Er sagt jedoch noch nicht aus, was genau kaputt ist. Der Buchstabe gibt aber schon einmal eine grobe Richtung vor.
Die vierstellige Zahl bedeutet:
1. Ziffer: 0 = Normcode; 1-9 = Herstellerspezifischer Code 2. Ziffer: Baugruppe. 1-2 = Kraftstoffversorgung/Luftzufuhr 3 = Zündsystem 4 = Abgas-Reinigung 5 = Geschwindigkeitsregelung und Leerlaufverstellung 6 = Steuergerät und Ausgangssignale 7-8 = Getriebe |
3. und 4. Ziffer: Exakte Bezeichnung des Bauteils
Beispiel:
Der Fehlercode P0400 bedeutet: P: Der Fehler befindet sich im Antrieb |
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Wie arbeitet man mit dem OBD-2 Modul?
Gleichgültig, ob das Komplettgerät oder die Stecker-App-Lösung verwendet wird, die Vorgehensweisen zum Fehlerauslesen sind ähnlich.
1. Die Motorkontrollleuchte leuchtet auf
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2. Steckmodul anschließen
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3. Diagnose starten
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4. Reparatur durchführen
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5. Fehlerspeicher löschenNach der Reparatur wird der Fehlerspeicher gelöscht. Das Menü der App führt den Nutzer zur gewünschten Funktion. Dann ist der Fehlerspeicher mit nur einem Klick wieder leer. |
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