Beulen und Dellen an einem Auto sind immer ärgerlich. Nur bei Oldtimern werden gelegentlich Gebrauchsspuren als „Patina“ geschätzt und respektiert. Für Alltagsfahrzeuge ist jede Beule mehr immer gleich bedeutend mit einem Wertverlust. Da eine Komplettrenovierung der Außenhaut bei einem professionellen Karosseriefachbetrieb sehr teuer werden kann, lohnt es sich, es auch mal selbst zu versuchen. Lesen Sie hier einige Tipps, mit denen Sie selbst den Beulen und Dellen am Auto zu Leibe rücken können.
Was geht und was nicht
Beulen und Dellen sind kleine Einbuchtungen im Außenblech des Autos. Einen Unfallschaden oder sogar einen verzogenen Rahmen kann man als Laie nicht selbst in den Griff bekommen. Grundsätzlich gilt: Je weicher und runder die Außenränder von einer Beule sind, desto einfacher lässt sie sich beheben. Wenn der Außenrand aber scharfkantig und geknickt ist, wird es mit Hausmitteln schwierig.
Herausforderung Lack
Eine Delle in der Karosserie bedeutet nicht immer auch einen Lackschaden. Die modernen Fahrzeuglacke sind recht dehnbar, so dass mit etwas Glück eine Beule auch ohne Neulackierung behandelt werden kann. Das Wichtigste beim Ausbeulen ist aber: Wärme. Kalter Lack ist spröde und bricht sehr leicht. Darum muss eine Beule stets mit ausreichend Wärme versorgt werden, damit der Lack sich der Bewegung des Blechs auch anpassen kann.
Grundsätzliches zur Technik
Beulen werden entweder heraus gezogen oder von innen heraus gedrückt. Beim Ausdrücken von der Rückseite hat man mehr Möglichkeiten, die notwendige Kraft aufzubringen. Jedoch sind dazu umfangreiche Demontagearbeiten notwendig. Beim Herausziehen einer Beule hat man immer die Herausforderung, genügend Kraft auf die Stelle aufzubringen, ohne dabei den Lack zu beschädigen. Darum wird beim Ziehen meist mit Vakuum gearbeitet. Kleber sind unter Umständen ebenfalls möglich, beim Entfernen der Rückstände muss aber wieder sehr vorsichtig gearbeitet werden.
Erster Versuch: Heißes Wasser
Bevor man mit Werkzeug an die Beulen heran geht, lohnt sich ein Versuch: Heißes, möglichst kochendes Wasser wird flächig über die Delle gespült. Mit etwas Glück entspannt sich das Blech bereits schon dadurch und springt in seine ursprüngliche Form zurück. Dies funktioniert auch bei Stoßfängern aus Kunststoff. Das heiße Wasser liefert aber in jedem Fall schon einmal die ausreichende Wärme, um den Lack und das Grundmaterial geschmeidig zu machen.
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Zweiter Versuch: Der Pümpel
Ist die Beule groß genug um einen (neuen!) Pümpel anzusetzen, hat man schon gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Reparatur. Nachdem die Delle mit heißem Wasser vorbehandelt wurde, wird die Saugglocke aufgesetzt und kräftig gezogen. Damit bekommt man meistens große, flache Beulen wieder gut zurück gesetzt.
Bei kleineren Beulen und Dellen muss ein entsprechend kleineres Saugwerkzeug verwendet werden. Gut geeignet sind beispielsweise die Saugnäpfe von Handy-Halterungen. Hochwertige Halter haben meist recht kräftige, kleine Saugnäpfe mit denen sich eine recht hohe Kraft aufs Blech aufbringen lässt. Im Handel kann man auch nach „Schwerlast-Saugnäpfen“ suchen, sie sind meist nur für ein paar Euro erhältlich.
Von der Rückseite angreifen
Sind diese Versuche nicht vom gewünschten Erfolg gekrönt, muss man die Beule von der Rückseite aus angehen. Man könnte zwar mit Heißkleber oder Locktite ebenfalls Zug auf eine Beule aufbringen. Doch dabei besteht eine große Gefahr von Lackschäden. Soll das Auto nicht aufwändig poliert und einer Spot-Reparatur unterzogen werden, ist nun die Zeit für die Rückseite gekommen. Dazu brauch man:
1 Heißluftfön 1 Demontagewerkzeug für Innenverkleidungen 1 Gummihammer 1 Rundholz- oder Kunststoffstab mit abgerundeter Spitze, ca 5 cm Durchmesser |
Zunächst wird die Innenverkleidung entfernt. Dazu empfehlt sich dringend, ein professionelles Demontagewerkzeug zu verwenden. Die kleinen Hebelchen kosten nur ca 5 Euro. Dafür kann man mit ihrer Hilfe die Nasen und Noppen der Türverkleidung ausheben, ohne sie dabei ab zu brechen.
Achtung: Die Kunststofffolie hinter der Türpappe muss beim Montieren wieder vollständig verschlossen werden. Sonst läuft beim nächsten Besuch in der Waschstraße das Wasser in den Innenraum!
Hat man nun die Beule frei gelegt, wird sie zunächst aufgewärmt. Sofern keine Kunststoffteile in der Nähe sind, kann man dies von innen machen. Ansonsten wird das Blech sicherheitshalber von Außen aufgewärmt. Ein Mindestabstand von ca. 15 cm ist einzuhalten, sonst verbrennt man sich schnell den Lack. Ist das Blech warm und die Beule zugänglich wird nun mit vorsichtigen Schlägen vom Rand nach Innen gearbeitet. Ist der Rand schlecht zugänglich, nimmt man den Rundstab zur Hilfe: Die abgerundete Spitze des Stabs wird auf die gewünschte Stelle gehalten. Anschließend klopft man vorsichtig mit dem Gummihammer auf das andere Ende des Stabs.
Es wird immer kreisförmig gearbeitet. So erzielt man die besten Ergebnisse. Die Beule gibt irgendwann auf und springt in ihre ursprüngliche Form zurück, zumindest zum größten Teil. Das Wichtigste beim Ausbeulen: Weniger ist mehr! Vorsichtige Schläge führen zu schnellerem Erfolg und vermeiden unnötige Folgeschäden!
Auch ein Teilerfolg ist ein Erfolg
Wenn die Beule sich nicht durch die beschriebenen Maßnahmen beseitigen lässt, ist ein Spachteln und Lackieren unumgänglich. Jeder Millimeter, den eine Beule zurück gesprungen ist, bedeutet aber weniger Spachtelmasse. Die Reparatur wird einfacher und dauerhafter, je dünner die Ausgleichsschicht ist. Dicke Spachtelschichten neigen zum Abplatzen. Außerdem saugen sie sich gerne mit Wasser voll und verursachen schlimmer Rostschäden, die lange unbemerkt bleiben.
Spachteln – schleifen – reparieren
Eine ausgebeulte Delle hilft deshalb dabei, die Spachtelschicht so dünn wie möglich zu halten. Zum Spachteln wird der Lack angeraut oder ganz abgeschliffen. Anschließend wird mit einer Grundierung der Haftgrund aufgetragen. Da jetzt schon gesprüht wird, ist ein gewissenhaftes Abkleben dringend empfohlen. Ideal ist immer eine Farbreparatur von „Kante zu Kante„. Einen sauberen Übergang auf der Fläche hinzubekommen ist praktisch unmöglich. Sicken und Kanten sind hier die idealen Stellen für eine Abklebung. Bei kleineren Stellen und älteren Autos kann man es mit dem Neulack auch einmal selbst versuchen. Wichtig ist hierbei, stets die exakte Farbe zu verwenden. Die bekommt man im Autohaus unter Vorlage des Fahrzeugscheins.
Alternative zum Lackieren
Das Spachteln gehört zur Lackiervorbereitung eines Autos. Wie genau diese Lackreparatur aussehen soll, sollte man sich im Vorfeld überlegen: Zwar kann man viel Geld sparen, wenn man einem Lackierer ein komplett gespachtelt, gefüllert und geschliffenes Auto übergibt. Wenn dann noch alles sauber abgeklebt und die kritischen Bauteile (Rücklichter etc…) demontiert sind, hat der Farbmeister es besonders einfach. Bei älteren Autos ist dies aber immer noch eine Investition von mehreren hundert bis tausend Euro.
Wenn es um das Beseitigen einer einzigen oder nur wenigen Beulen und Dellen geht, kann das Lackieren immer noch der eleganteste und preiswerteste Weg sein. Sollte aber das ganze Auto eine Auffrischung benötigen, gibt es zum Neulack eine Alternative: Mit dem Folieren hat man fast den gleichen Effekt wie mit einem Neulack. Der Vorteil ist: Mit ein wenig Übung ist ein Folienüberzug von jedem einigermaßen handwerklich geschickten Heimwerker zu bewältigen. Eine Folie ist jedoch, wie eine Neulackierung, nur so gut, wie ihr Untergrund. Ein gewissenhaftes Ausbeulen und Spachteln mit Augenmaß zahlt sich deshalb auch bei einer Folierung aus. Ganz einfach ist das Folieren zwar nicht, es ist jedoch deutlich schneller zu erlernen als der richtige Umgang mit der Farbpistole.
Auch vor dem Verkauf sinnvoll
Ein frischer, beulenfreier Lack hebt den Wert eines Autos um etliche hundert Euro. Einen Samstag in das Beseitigen von Beulen und Dellen zu investieren zahlt sich deshalb schnell in barer Münze aus. Der Wert des Autos wird nochmal zusätzlich gesteigert, wenn man die gleiche Energie auf die Innenraum-Aufbereitung aufwendet. Ein frisch und gründlich durchgeputztes Auto mit sauberem Motor, Teppichen und Ablagen lädt zum Reinsetzen und Losfahren geradezu ein. Das sollte man sich zu Nutze machen, wenn man sein Auto verkaufen will.
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