Eine verstellte Spur ist mehr als nur ein Ärgernis. An ein leicht zur Seite ziehendes Auto mag man sich ja noch gewöhnen. An die sich schnell abnutzenden Reifen jedoch weniger. Wenn das Auto unter Verdacht steht, mit einer verstellten Achse zu fahren, sollte deshalb schnell gehandelt werden.
Symptome einer verstellten Achse
Eine verstellte Spur bzw. Achse lässt sich auf verschiedene Arten feststellen.
- Zieht das Auto bei der Geradeausfahrt auch bei niedrigen Geschwindigkeiten nach einer Seite, kann diese auf eine defekte Spur hindeuten. Poltern und Schlagen beim Lenken weisen definitiv auf Schäden am Kugelgelenk oder der Koppelstange hin. Auch ein Klackern im Domlager kann zu einem Schlingerkurs auf der Straße führen. Stoßdämpfer und Federn machen sich bei Defekten ebenfalls durch Geräusche und Änderungen im Fahrverhalten bemerkbar.
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- Zieht das Auto jedoch erst bei hohen Geschwindigkeiten nach einer Seite, liegt es meistens an der Bereifung. Hier kann bereits ein leichter Unterschied im Luftdruck zu dem verschlechterten Fahrverhalten führen.
- Bei einem stehenden Fahrzeug sind die innen abgefahrenen Vorderreifen ein starkes Indiz für eine defekte Spur. Die Reifen drehen sich in dem Fall nicht mehr schön geradeaus, sondern stehen permanent leicht schräg zur Fahrtrichtung. Das sorgt selbstverständlich für einen enormen Verschleiß.
Wie verstellt sich die Achse?
Eine Achse wird an dem Spurgelenk und am Sturz eingestellt. Die Einstellung hat die Aufgabe, alle vier Räder bei Geradeausfahrt möglichst parallel zueinander auszurichten. Nur in diesem Zustand fährt das Auto auch tatsächlich zuverlässig geradeaus.
Eine Achse kann sich auf vier Arten verstellen:
– Altersbedingte Verstellung
– Fehler bei einer Reparatur
– Schäden am Fahrwerk
– Schäden an der Karosserie
Ein Auto, dass schon viele zehntausend Kilometer gefahren ist, kann durchaus einmal eine leicht verstellte Spur haben. Das ist nichts Schlimmes und lässt sich leicht beheben. Es gibt zwar kein validen Intervall, bei dem die Spur eines Autos geprüft werden soll. Ein guter Zeitpunkt ist aber immer das Aufziehen von neuen Reifen. Wird bei den Altreifen eine einseitige Abnutzung festgestellt, sollte die Spur mit den neuen überprüft werden.
- Eine häufige Ursache für eine verstellte Achse ist, wenn beim Tausch von Teilen Fehler gemacht wurden. Vor allem bei den Spurgelenken kommt es auf größte Präzision an: Wenn ein ausgeschlagenes Kugelgelenk gegen ein neues getauscht wird, muss das neue exakt so weit eingedreht werden, wie das Alte war. Eine Umdrehung mehr oder weniger wirken sich bereits auf die Spur aus.
- Der häufigste Grund für eine Spurverstellung ist aber der berühmte „Bordsteinrempler“. Wenn das Vorderrad einen zu harten Schlag auf die Seite bekommt, kann das die Geometrie der Achse verändern. Mit etwas Glück lässt sich das durch eine Neueinstellung beheben. Meist muss jedoch einiges ausgetauscht werden, um das Fahrzeug wieder verkehrssicher zu machen.
- Bei Schäden an der Karosserie ist eine verstellte Spur bzw. nicht einstellbare Achse meist ein Indiz für einen wirtschaftlichen Totalschaden. Meist wurde ein schwerer Unfall inklusivem Schaden am Rahmen nicht fachmännisch instand gesetzt. Diese Autos sind nur noch mit hohen Investitionen wieder auf die Straße zu bringen.
Kosten und Dauer einer Achsvermessung
Die Kosten für eine Achsvermessung sind in den letzten Jahren stark gefallen. War noch vor 15 Jahren eine Dienstleistung dieser Art nicht unter 100 Euro zu bekommen, geht das heute schon wesentlich günstiger. Viele Werkstätten haben ca. 70 Euro als Richtpreis. Bei Aktionstagen kann man aber durchaus auch schon mal eine Achsvermessung für 30 Euro bekommen. Darunter wird es jedoch unseriös.
Die Dauer einer Achsvermessung beträgt ca. 1 Stunde. Professionelle Fachwerkstätten verwenden heute teure Laser-Technik um die Räder auch auf den hundertstel Millimeter aufeinander aus zu richten. Hat die Werkstatt eine dieser modernen Laser-Anlagen ist sie eigentlich auf der Höhe der Zeit. Die alten Lichtsysteme werden heute nicht mehr verwendet. Vor allem die einschlägigen Schnellreparatur-Ketten sind in der Regel mit diesen Systemen ausgestattet.
Die Autohäuser sind ohnehin immer up-to-date mit ihrer Ausstattung, so dass man dort bedenkenlos sein Auto abgeben kann. Bietet hingegen eine Tankstelle die Dienstleistung der Achsvermessung an, sollte man genauer hinsehen. Hier kann es durchaus passieren, dass der Betreiber durch Gebrauch einer Second-Hand-Anlage versucht, sich ein Zusatzeinkommen zu verschaffen. Tankstellen-Werkstätten, vor allem von freien Tankstellen, sind für anspruchsvolle Diagnosen wie diese nicht unbedingt die erste Wahl.
Aber Vorsicht: Die Werkstätten berechnen zwar den gegebenen Preis für die Achsvermessung – jede noch so kleine Zusatzarbeit wird jedoch auch zusätzlich angerechnet. Ein beliebtes Argument ist „Die Bolzen waren fest und mussten gangbar gemacht werden“. Das kann den Preis für die Achsvermessung schnell verdoppeln. Darum ein Tipp: Es schadet nicht, vor der Fahrt in die Werkstatt alle relevanten Bolzen selbst zu lösen und auf Gangbarkeit zu prüfen. Wenn sich alles geschmeidig dreht, hat die Werkstatt keinen Grund für die Berechnung von Mehrkosten.
Aussage eines Messprotokolls
Ein Messprotokoll von einer Achsvermessung gibt folgende Werte an:
Vorderräder
– Nachlauf
– Spreizung
– Spurdifferenz
– Einzelspur
– Gesamtspur
– Radversatz
– Maximaler Radeinschlag
Hinterräder
– Sturz
– Einzelspur
– Gesamtspur
Jedem dieser Positionen ist ein Sollwert und eine Toleranz zugeordnet. Wenn der Nachlauf beispielsweise bei + 7`40″ liegen soll und eine Toleranz von +/- 0`30″ noch akzeptabel ist, dann liegt ein Ist-Wert von 7`10″ noch innerhalb der Toleranz. Die Geräte zeigen Toleranzabweichungen meistens auch farbig an: Weiß oder Grün = OK, Gelb = innerhalb der Toleranz, Rot = Handlungsbedarf |
Eine gute Werkstatt wird jedoch auch bei gelben Werten bereits versuchen, ein optimaleres Ergebnis zu erreichen. Zumindest besagt ein gelber Wert, dass in der Regel kein größerer Schaden sondern nur ein kleinerer Verschleiß vorliegt.
Starke Abweichungen in der Spur weisen auf ein defektes Kugel- oder Spurgelenk hin. Liegt der Sturz weit außerhalb der Toleranz kann die Koppelstange, der Stoßdämpfer oder das Domlager defekt sein.
In jedem Fall führt man eine Achsvermessung idealerweise mit einer ganz neuen Bereifung durch. Alte, poröse Reifen die zudem nahe an der Verschleißgrenze sind sorgen gerne für falsche Ergebnisse.
Bei starken Toleranzabweichungen hat die Werkstatt unter Umständen das Recht, die Herausgabe des Fahrzeugs zu verweigern. Eine Fachwerkstatt darf nur ein Fahrzeug zurückgeben, das sich in einem verkehrssicheren Zustand befindet.
Handlungsbedarf bei der Werkstatt
Die Achse wird an verschiedenen Stellen durch Einstellschrauben justiert. Wenn eine Schraube bereits am äußeren Anschlag ist und sich nicht weiter einstellen lässt, liegt definitiv ein Reparaturbedarf vor. Bei einer Achsvermessung liegt es absolut im Interesse des Fahrers, dass er sein Fahrzeug nur in einem einwandfreien und verkehrssicheren Zustand zurückbekommt.
Darum sollte bei Verschleißbildern dieser Art nicht diskutiert, sondern der Werkstatt vertraut werden. Auch wenn es jetzt ein paar Euro kostet, am Ende des Tages steht dem Besitzer wieder ein einwandfreies Auto zur Verfügung. Im Vergleich zu vielen anderen Reparaturen sind die Arbeiten an Achse und Lenkmechanik meistens gar nicht mehr so teuer. Ein neues Spurgelenk ist schon für 25 Euro zu haben, mit Einbau kostet es dann vielleicht 50 oder 60 Euro. Das sollte einem die sichere Fahrt wert sein.
Eine Fachwerkstatt wird bei einer nicht einstellbaren Spur auch nicht versuchen, das Ergebnis zu Recht zu basteln. Nicht einstellbare Achsen sind meist das Ergebnis von schweren Unfällen. Die gesamte Geometrie des Autos ist verzogen und der Rahmen ist „krumm„.
Hier liegt dann meist ein Betrugsdelikt vor, weil dem Kunden unwissentlich ein Unfallwagen verkauft wurde. Hier ist ein Messprotokoll der Werkstatt über eine nicht einstellbare Spur ein erstes Indiz, um sich den Rahmen einmal genauer anzusehen. Dessen exakte Vermessung ist jedoch Sache von einem Karosserie-Fachbetrieb. Hierbei wird, wiederum mit Lasertechnik, der Rahmen an definierten Punkten vermessen. Das Zeugnis vom Karosserie-Fachbetrieb kann dann als Gutachten für eine Anzeige verwendet werden.
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