Der Kauf eines billigen Autos kann teuer zu stehen kommen, wenn man die alten Schätzchen nicht mit dem notwendigen Respekt behandelt. Lässt man einem Low-Budget-Auto aber die notwendige Fahrzeugwartung zukommen, erweisen sie sich häufig als erstaunlich dankbar. Lesen Sie in diesem Artikel, was zum Kauf eines preiswerten Gebrauchtwagens unbedingt dazu gehört.
Abenteuer 500 Euro Auto
Das 500 Euro Auto ist eine ganz besondere Klasse Fahrzeug: Wo andere Autos ihre Besitzer zehntausende Euros kosten, da fahren die Low-Budget-Enthusiasten zum Preis eines Satzes Alufelgen. Haben diese ultrabilligen Fahrzeuge den Check vor dem Kauf bestanden, können sie häufig mit wenigen Handgriffen wieder für einen jahrelangen Betrieb fit gemacht werden.
Fahrzeugwartung: Maßnahmen zum Einstand
Es gibt einen Grund, warum Autos zu so günstigen Preisen angeboten werden: Sie werden nicht mehr geliebt. Die Vorbesitzer weigern sich in der Regel vorher für Monate oder Jahre, dem Auto die notwendige Fahrzeugwartung zukommen zu lassen. Umso bei der Fahrzeugwartung wichtiger ist, sie technisch wieder in einen Nullzustand zu versetzen. Dies ist ein definierter Zeitpunkt bzw. Kilometerstand, ab dem der neue Besitzer weiß, in welchen Intervallen die turnusmäßigen Wartungsschritte folgen müssen.
Die wichtigsten Maßnahmen zum Einstand sind:
Gründliche Motorwäsche Wechsel aller Filter Wechsel der Zündkerzen, Zündkappen, Zündkabel und ggf. Unterbrecherkontakte Wechsel aller Fluide |
Wie eine Motorwäsche gemacht wird, lesen sie hier nach: Autowäsche – Tipps zur optimalen Fahrzeugpflege
Atmen und atmen lassen: Die Filter
Der wichtigste Filter an einem Fahrzeug ist der Motor-Luftfilter. Er sitzt unter einer großen Plastikverkleidung im Motorraum. Je nach Fahrzeug ist sein Gehäuse durch Schrauben oder einfache Klipse verschlossen. Das Gehäuse wird geöffnet und der Filter entfernt. Aber beim Öffnen des Gehäuses sollte auf seinen Zustand geachtet werden: Ist es stark ölverschmiert, kann das verschiedene Ursachen haben:
– Der Motor verliert Öl und saugt ölhaltige Luft an – Die Zylinderkopfdichtung ist defekt – Die Motorentlüftung ist verstopft – Das AGR-Ventil ist verstopft – Die Ventilschafdichtungen sind defekt – Das Auto hat einen Ventilschaden – Die Kolbenringe sind zerschlissen |
Ein leichter Ölfilm ist bei einem jahrelang ungepflegtem Auto kaum zu vermeiden. Wenn der Luftfilter aber in einem Ölsee steht und sich mit Motoröl voll gesaugt hat, ist ein größerer Schaden sehr wahrscheinlich.
TIPP: Den Ölfilter immer beim Autokauf und der Fahrzeugwartung checken. Ein Auto mit einem solchen Schadensbild nicht kaufen!
Ein verschmutzter oder nur leicht verölter Luftfilterkasten wird vor dem Einbau eines neuen Luftfilter gereinigt. Wenn dazu Bremsenreiniger verwendet wird, bitte ganz verfliegen lassen bevor man den Motor wieder startet.
Weitere Filter am Auto sind: Pollenfilter, Luftfilter an der Klimaanlage, Benzinfilter, Innenraumfilter usw.. Der Austausch aller Filter erhöht den Komfort und die Wirtschaftlichkeit des Autos bereits erheblich.
Damit es wieder zündet
Der Wechsel der Zündkerzen gehört beim Altautokauf dazu. Hier wurde ebenfalls in der Regel jahrelang geschludert, so dass sich ihr Austausch in jedem Fall lohnt. Zum Kauf einer neuen Zündkerze sollte man nur die Angaben aus dem Fahrzeugschein für die Recherche verwenden! Einfach mit einer alten Kerze zum Zubehörhandel gehen ist der falsche Weg! Es kann immerhin sein, dass der Vorbesitzer falsche Kerzen eingebaut hat.
Beim Tausch ist ein Blick auf die alte Zündkerze sehr aufschlussreich sein:
Nicht nur Öl wechseln
Die wichtigsten Fluide an einem Auto sind das Motoröl, das Kühlmittel und die Bremsflüssigkeit. Der Ölwechsel gehört zum Kauf eines Gebrauchtwagens dazu. Dies gilt spätestens dann, wenn der Vorbesitzer nicht angeben kann, wann dieser Schritt zum letzten Mal gemacht wurde. Zum Ölwechsel gehört auch immer ein Tausch des Ölfilters.
Das Kühlmittel wird an der Ablassschraube am Kühler einfach abgelassen. Ist es rostrot verfärbt, sollte das Kühlsystem gespült und gereinigt werden. Hier wurde kein Frostschutzmittel verwendet und das Auto lange stehen gelassen. Man schließt einfach einen Gartenschlauch an den Kühlwasserschlauch an und lässt das Wasser so lange durch laufen, bis es nicht mehr rostrot ist. Aber Vorsicht: Es gibt auch rot gefärbtes Frostschutzmittel. Dies ist aber eher pink bzw. kirschrot und damit gut vom Rostrot des korrodiertem Eisens zu unterscheiden.
Präsentiert sich das Kühlwasser als stark rostgefärbt, lohnt sich in der Regel eine gründliche Kühlerreinigung. Das Mittel dazu kostet vom Markenhersteller nur 8-15 Euro und kann die Lebensdauer des Autos stark verbessern.
Für den Wechsel der Bremsflüssigkeit ist der Gang zur Werkstatt empfohlen. Die Bremse ist das wichtigste Bauteil am Auto und sollte nur von Fachpersonal behandelt werden. Wenn man dazu die Kosten scheut, sollte zumindest der Wassergehalt im Bremsöl getestet sein: Das Werkzeug dazu kostet nur 7 Euro und schafft die notwendige Sicherheit. Ist das Bremsöl aber schon grün, bleibt nur der Austausch.
Klingt das Auto etwas asthmatisch und lässt es sich schwer schalten, kann ein Wechsel des Getriebeöls helfen. Diese Arbeit ist etwas kompliziert, mit der entsprechenden Erfahrung und Werkzeug aber gut alleine durchführbar. Frisches Getriebeöl kann in einem alten Auto echte Wunder bewirken.
Zahnriemen, Bremsen und Reifen
Kritisch wird es immer dann, wenn nicht bekannt ist, wann der Zahnriemen zuletzt gewechselt wurde. Hier bleibt nur eins zu tun: Alles erneuern, was dazu gehört. Riemen, Spannrolle, Wasserpumpe müssen raus und durch ein neues Kit ersetzt werden. Das schafft die notwendige Betriebssicherheit und schützt vor bösen Überraschungen.
Die Bremsen sollten zumindest überprüft werden. Ideal ist der Wechsel von Bremsscheiben und Bremsbelägen. Die heutigen Preise im Online-Versand sind für diese Bauteile sehr günstig. Es gibt keinen Grund mehr für das Fahren mit Bremsen an der Verschleißgrenze.
Das gleiche gilt für die Reifen: Neue Pneus sind ab 20 Euro zu haben, eine professionelle Montage inklusive Auswuchten und Altreifenentsorgung für ca. 15 Euro. Dafür hat man aber eine sichere Fahrt auf nagelneuen Gummis und muss sich keine Sorgen wegen Kurven und Regenwetter machen.
Neue Batterie für kalte Winter
Bei alten Autos sollte vor dem Winter die Batterie getauscht werden, wenn sie ebenso alt ist. Nichts ist ärgerlicher, als wenn das Auto wegen einer altersschwachen Batterie nicht anspringen will. Neue Batterien sind schon ab 40 Euro zu haben. Selbst die billigsten Batterien sind besser als eine defekte Batterie. Nicht vergessen, die alte Batterie immer zum Kauf mitbringen, sonst kostet die neue 15 Euro Pfand.
Licht dauerhaft sichern
Tauscht man Blinker, Rück- und Bremslichter gegen LED-Leuchtmittel aus, hat man eine dauerhafte Lösung. Der Vorteil dieser Lampen ist: Sie sind so langlebig, dass man sie auch im nächsten Auto verwenden kann. Die Abdeckhauben der Scheinwerfer lassen sich mit einer alten Zahnbürste und Zahnpasta (Perl-Weiß ist gut geeignet) schnell wieder aufarbeiten. Ebenso sind im Innenraum LED-Lampen für die Armaturenbrettbeleuchtung eine starke Verbesserung. Bei dem Austausch wird man meistens feststellen dass bereits ein großer Teil der alten Birnchen durchgebrannt ist. Das macht die Weiterfahrt bei Dunkelheit zu einem echten Erlebnis.
Nur Mut bei der Fahrzeugwartung!
Ein enormer Vorteil, den ultrabillige Low-Budget-Autos bieten ist, dass man hemmungslos an ihnen herum schrauben kann. Die Befürchtung, ein wertvolles Auto zu beschädigen entfällt bei den Fahrzeugen in der 500 Euro Preisklasse. Also, Werkzeugkasten und Schruppscheiben ausgepackt und ran an die alten Karren – man kann nur dazu lernen und sein Wissen erweitern. Beim Schrauben an alten Autos hat schon so mancher seine Liebe zur Mechanik entdeckt. Warum also nicht auch Sie?
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