Kaputt, verrostet oder verunfallt – irgendwann kommt für jedes Auto das Ende seines Lebens. Wenn die Reparaturkosten den Wiederbeschaffungswert übersteigen, dann ist es eben vorbei mit der Freiheit auf den Straßen. Doch das bedeutet nicht, dass sich mit dem Auto kein Geld mehr verdienen lässt. Denn wenn Reparieren, aufbereiten und verkaufen nicht mehr gehen, können die Ersatzteile noch eine Menge Geld in die Kasse spülen. Und so kann man das Auto schlachten.
Rechtliches rund ums Auto schlachten
Grundsätzlich ist das Zerlegen und Schlachten eines Altfahrzeugs eine Sache für einen zertifizierten Autoverwerter – Fachbetrieb. Autos enthalten zahlreiche Giftstoffe, die professionell entsorgt werden müssen. Eine zertifizierte Autoverwertung verfügt über die dafür notwendigen Anlagen und Geräte.
Aber – niemand kann einem Besitzer eines Autos vorschreiben, was er mit seinem Eigentum macht. Wer sein Auto in der heimischen Garage zerlegen und verkaufen will, kann rein rechtlich nicht daran gehindert werden. Wenn sich aber die halb zerlegten Autos in der Einfahrt zu stapeln beginnen, dann ist der Besuch des Ordnungsamtes nur noch eine Frage von wenigen Tagen. Das gilt besonders dann, wenn die Autos im öffentlichen Raum abgestellt werden. Diese werden heute binnen weniger Tage abgemahnt und anschließend abgeschleppt.
Die örtlichen Behörden wenden viel Energie auf, um die ehemaligen Besitzer zu ermitteln. Diese sind dann für das Abschleppen, Einlagern und Verschrotten von ihrem Fahrzeug haftbar.
Auto schlachten: TÜV abgelaufen
Die Hauptuntersuchung ist der Wendepunkt im Leben eines Autos. Ein frischer TÜV hebt den Preis eines Autos um mindestens 500 Euro. In der Regel werden auch 1000 Euro mit der begehrten Plakette an Wertsteigerung erreicht. Wenn das Auto die HU aber nicht mehr besteht, sinkt sein Wert meist dramatisch. Die nicht mehr HU-fähigen Autos sind meist so alt, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnt.
Dies hat jedoch auch Vorteile: Die Autos einer Fahrzeuggeneration altern natürlich relativ synchron. Das gilt vor allem für die Autos der letzten 20 Jahre. Die extrem langen Produktionszeiten eines VW Käfer und anderen werden heute kaum noch erreicht. Das bedeutet, dass bei abgelaufenem TÜV man davon ausgehen kann, dass vielen tausenden gleichen Fahrzeugtypen das gleiche Schicksal droht. Und das können alles Kunden sein.
Sofern die Beschädigungen nicht mehr vertretbar sind, ist die Karosserie das Erste, was sich einfach an einem Auto versilbern lässt: Türen, Heckklappen, Frontpartie, Spiegel und Seitenscheiben sind, je nach Typ, sehr begehrt. Das gilt vor allem für die Autos, welche durch eine ausgesprochene Rostempfindlichkeit auffällig geworden sind. Die Mercedes-Modelle von 1992 bis 2015 sind hier besonders auffällig geworden. Die an sich unverwüstliche C-Klasse (W202) hat es hier besonders grausam erwischt. Zahlreiche dieser zuverlässigen, schönen und durablen Fahrzeuge zerbröseln seit Jahren gnadenlos zu Rost. Wer hier einen solchen Wagen mit intakten Kotflügeln, Türen und Heckklappen schlachtet, findet garantiert einen Käufer. Mittlerweile gibt es einen regelrechten Markt für die alten Mercedes-Modelle: Auch mit mittleren aber reparablen Rostschäden finden diese Blechteile noch ihre Käufer.
Tipp: Schleifen, Spachteln und Grundieren steigert den Wiederverkaufswert dieser Teile erheblich.
Front bringt Geld
Bei quasi allen Fahrzeugen ist die Frontpartie eine begehrte Sektion: Grill, Lampen, Stoßfänger, Blinker, Motorhaube und vordere Kotflügel. Auch die innen liegenden Teile wie Kühler sein an der Karosserie angeschraubter Träger sind sehr begehrt. Der Grund ist ganz einfach: Diese filigranen Teile gehen bei einem Unfall stets als erstes kaputt. Solange der Grundrahmen nicht verzogen ist, lässt sich ein leicht beschädigter Wagen mit diesen Gebrauchtteilen wieder aufarbeiten.
Eine Schwachstelle hierbei sind die Lampen. Die seit ca. 15 Jahre in Mode gekommenen Klarglas-Scheinwerfer zeigen seit einiger Zeit ihre dramatische Schwachstelle: Sie trüben ein. Je nach Fahrzeug und seinem Alter, sind die Scheinwerfer so blind geworden, das sie schon deshalb nicht durch die HU gekommen sind.
Ein Tipp dazu: Solange das Glas unbeschädigt ist, lassen sich die Eintrübungen und Kratzer meistens wieder gut heraus polieren. Bei leichten Fällen reicht hierzu Zahnpasta und ein Küchentuch. Bei schweren Fällen muss ein professionelles Politur-Set heran. Frisch aufpoliert und wieder klar und durchsichtig erzielen diese Scheinwerfer aber Spitzenpreise.
Das gilt ganz besonders für die extrem teuren Xenon-Scheinwerfer. Deren Einbau und Austausch ist nicht ganz einfach. Sie sind jedoch sehr begehrt und lassen sich leicht, idealerweise im Paar, verkaufen.
Ins Eingemachte
Um Teile vom Motor zu verkaufen muss er nicht ausgebaut werden. Sofern er noch einwandfrei startet, sind zwei Bauteile besonders einfach zugänglich: Der Starter und die Lichtmaschine.
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Bei Anlasser und Lichtmaschine sollte man aber keinesfalls die Kabel durchschneiden. Immer das komplette Anschlusskabel an der Komponente lassen, das steigert den Wert erheblich. |
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AGR-Ventil und Ansaugtrakt sind zwar leicht zu entfernen. Vor dem Verkauf sollten sie jedoch gründlich gereinigt werden. Mit Anhaftungen und Verkrustungen wird sich kaum ein Käufer für diese Bauteile finden.
Für die Einspritzpumpe gilt das Gleiche wie für den Turbolader: Sie sind begehrt doch der Kauf ist stets ein großes Risiko. Dennoch, wenn man schon am Auto schlachten ist, sollte man auch dieses Bauteil ausbauen. |
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Das Herz: Der Motor-Getriebe-Block
Eine Käufer für einen gebrauchten Motor-Getriebe-Block zu finden ist nicht so ganz einfach. Es hängt stark vom Modell ab, ob sich der Antrieb und das Getriebe verkaufen lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Bauteile sich im ausgebauten Zustand nicht mehr prüfen lassen. Auf der anderen Seite lassen sich die Motordichtungen und die Kupplung nie wieder so einfach instand setzen, als wenn der Antrieb ausgebaut ist. Mit einer gründlichen Reinigung und einer im Vorfeld organisierten Versandlösung (Palettenversand und Spedition) lässt sich der Verkauf deutlich vereinfachen.
Die Wohnstube
Beim Auto schlachten des Innenraums kommt es auf die Wertigkeit an. Eine Lederausstattung bringt mehr als eine einfache Sitzgarnitur. Ist diese aber unbeschädigt, fleckenfrei und nicht durchgesessen, kann auch eine einfache Innenausstattung interessante Preise erzielen. Etwas problematisch ist hier der Versand. In der Regel kommt auch hier nur die Spedition in Frage.
Begehrt aber gefährlich: Die Airbags
Es kann einem niemand verbieten, den Airbag am eigenen Auto auszubauen. Jedoch ist dies eine sehr gefährliche Arbeit, die durchaus tödliche Verletzungen verursachen kann! Unser Tipp ist hier, einen professionellen Mechaniker um Hilfe zu bitten.
Airbags sind jedoch sehr begehrt, da sie als Neuteil sehr teuer sind. Der Einbau von einem gebrauchten Airbag wird dringend abgeraten, da es sich um ein sicherheitsrelevantes Bauteil handelt. Jedoch liegt diese Verantwortung beim Käufer und nicht beim Verkäufer, solange er den gebrauchten Airbag nicht als Neuteil verkaufen will.
Räder und Radio
Die Musikanlage und die Räder können ebenfalls noch einiges an Geld bringen. Bei den Rädern ist jedoch das Problem, dass das Auto dann nicht mehr rollbar ist.
Tipp: Im Vorfeld billige Ersatzräder vom Schrott besorgen. Das Auto muss ja nur noch auf einen Anhänger rollen können. Da kann alles verbaut werden, was sich mit zwei Schrauben anbringen lässt.
Auto schlachten: und der Rest
Auch wenn man alles gut verkaufen konnte – den Rest muss man auch noch loswerden. Das Problem ist nun, dass die meisten Verschrotter das Auto im geschlachteten Zustand auch nicht mehr kostenlos annehmen. Mit 100 Euro Verschrottungsgebühr muss man bei einem zerlegten Auto rechnen. Jedoch kann der Erlös aus dem Teileverkauf diese Kosten schnell wettmachen.
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